50HERTZ NETZQUARTIER (BERLIN)

50HERTZ NETZQUARTIER gehört zu den Top 3 des DGNB Preises für "Nachhaltiges Bauen" 2018.

Das im September 2016 in Betrieb genommene 24.000 m² große Verwaltungsgebäude 50Hertz Netzquartier wird von dem Bauherrn 50 Hertz Transmission GmbH vollständig selbst genutzt. Das Unternehmen mit rund 1000 Mitarbeitern, davon 700 Arbeitsplätze im Netzquartier, wächst kontinuierlich. Unternehmenszweck des Netzbetreibers ist die Sicherstellung und Verteilung von Strom, der Name ist aus der Frequenz der Wechselspannung im Stromnetz abgeleitet. Das Wirken des Unternehmens ist in aller Regel für die Bevölkerung nicht wahrnehmbar, deswegen sollte ein Gebäude entstehen, das dieses sichtbar macht und den Wandel der Unternehmenskultur zu mehr Transparenz, Offenheit und Kommunikation fördert. Neben den Büronutzungen sind eine Ersatzleitwarte und ein Mitarbeiterrestaurant, welches auch als Netzwerkfläche genutzt wird, sowie ein Konferenzbereich enthalten. Aufgrund der Tätigkeiten im Gebäude und insbesondere wegen der Ersatzleitwarte sind teilweise sehr hohe Sicherheitsstandards vorhanden.

Das 50Hertz Netzquartier präsentiert sich als feingliedriger, 14-geschossiger Baukörper, welcher die stark volumetrische Sprache des Masterplans aufnimmt. Die Funktion ist in der Gestaltung der Fassade mit dem außenliegenden, dominierenden Tragwerk ablesbar, die Anordnung folgt der 50-Hertz-Sinus-Schwingung. Erneuerbare Energie wird vom Gebäude mit Solaranlagen und Windrädern auf dem Dach selbst erzeugt, zusätzlich wird Abwärme genutzt. Das Gebäude wird mit Bauteilaktivierung geheizt und gekühlt. Die Lüftung erfolgt impulsarm über den Fußboden. Aufgrund der großflächigen Verglasung wurden im Fassadenbereich Heiz-Kühlsegel an der Decke angebracht. Sie dienen dazu, schnell

auf Temperaturschwankungen zu reagieren. Für Mitarbeiter und Besucher ist für E-Bikes und E-Cars eine E-Mobility Zone eingerichtet worden. Während der Planung konnte jede Abteilung ihr Arbeitsumfeld in einem partizipativen Verfahren mit den Innenarchitekten in großen Teilen selbst definieren. Es entstanden verschiedene Arbeitswelten mit unterschiedlichen Funktionen und Qualitäten. Der weitgehend stützenfreie Baukörper erhält durch das Versetzen einzelner Fassadenelemente in Richtung Gebäudemitte vorgelagerte Freibereiche. Diese Loggien können als Erholungs- aber auch als Arbeitsbereich genutzt werden. Überhaupt sind alle Arbeitsplätze und Rückzugsräume flexibel nutzbar. Alle Mitarbeiter sind mit Laptops und mobilen Kommunikationsgeräten ausgerüstet. So ist es möglich, dem Workflow angepasste Teams ohne großen infrastrukturellen Aufwand zu bilden. Zusätzlich wurden informell-kommunikative Netzwerkflächen und Garten-Zonen gebaut.

Dem 50Hertz Netzquartier gelingt es, die anspruchsvollen Herausforderungen des nachhaltigen Bauens mit einer architektonischen und städtebaulichen Identität zu verbinden, die dem Unternehmen nun eine neue Heimat gibt, die das widerspiegelt, was in dem Unternehmen geschieht. Das Bauwerk strahlt dabei zugleich einen Zukunftsoptimismus aus, der in der extrovertierten Fassade und der großflächigen Verglasung sichtbar wird. Es beweist, dass Nachhaltigkeit und eine Energieoptimierung nicht einhergehen muss mit vermeintlich langweiliger, unauffälliger und „vernünftiger“ Architektur. Aus diesen Gründen hat die Jury das 50Hertz Netzquartier für die Top 3 des diesjährigen DGNB Preises „Nachhaltiges Bauen“ nominiert.

Foto: Love Architecture