2023 zeichnet der DNP erstmalig die Vorbilder der Nachhaltigkeit im Sport aus. Mit den besten Beispielen will der neue Preis die weitere Entwicklung der Nachhaltigkeitsidee in Sport, Sportöffentlichkeit und Sportindustrie fördern.
Treiber der Transformation.
Die unabhängigen Jury des DNP Sport hat nach ausführlicher Auswertung aller Nominierten die Finalisten bestimmt. Durchsetzen konnten sich in sechs Kategorien beispielhafte Treiber der Nachhaltigkeit aus der gesamten Breite der Sportwelt. Die Auswahl zeigt, dass Nachhaltigkeit ganzheitlich gedacht werden und nicht lediglich auf Umweltthemen reduziert werden darf. Eine besondere Rolle kommt hier auch der sozialen Nachhaltigkeit zu. Nur wenn alle Dimensionen mitgedacht und umgesetzt werden, kann die Transformation dieses reichweitenstarken Sektors gelingen.
Sportverbände und -vereine
TSG Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH
Große Fußballvereine stehen im Fokus und werden gesellschaftlich immer weiter in die Verantwortung gezogen, nachhaltig zu Handeln und Maßnahmen zu initiieren, die den Profisport langfristig tragbar halten.
Die TSG Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH etablierte 2018 die Zukunftsstrategie „TSG ist Bewegung“ und möchte damit den Fußball neu denken. Das heißt: Zur DNA der TSG Hoffenheim gehört neben dem Bekenntnis zum Hochleistungssport und zu Innovationen auch eine Verpflichtung zur gesellschaftlichen Verantwortung. Sie spiegelt sich bei dem Verein in fünf Handlungsfeldern wider: Innovationen, Mitarbeiter:innen und Spieler:innen, Jugend und Fans, Ökologie und Afrika. Im Fokus steht die Entwicklung im Einklang mit gesellschaftlichen Interessen. Über die Veränderung der Geschäftsmodelle kreieren sie implizit einen gemeinsamen Wert für die TSG, ihre Partner und die Gesellschaft:
Eine ganzheitliche Ausbildung junger Menschen, wissenschaftliche Teilhabe mit dem gemeinnützigen TSG Research Lab, das „Zero-Waste-Stadion“ und das „Race to Zero“, die nachhaltige afrikanische Textilmarke „umoja“, der Corona-Unterstützungsfonds „TSG hilft“ für Vereine der Region oder das Klima-Ticket. Über die „Common-Value-Club-Alliance“ integrieren sie gesellschaftliche Perspektiven in konkrete Projekte und stellen sie in die Mitte des „Common-Value-Vermarktungsansatzes“.
Nachhaltiges Handeln ist die zentrale Leitlinie für die Sportvereinigung Feuerbach verbunden mit dem Bekenntnis, die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten. Die Sportvereinigung Feuerbach 1883 e.V. hat als bisher einzige Sportorganisation weltweit einen Gemeinwohlökonomie(GWÖ)-Bericht erstellt und ist ein zertifiziertes Unternehmen mit externem Audit. Damit ist die Sportvereinigung Feuerbach einer der wenigen Breitensportvereine, der eine umfangreiche Nachhaltigkeitsberichterstattung durchführt.
Die GWÖ zeigt einen Rahmen auf, in dem alle Nachhaltigkeitsaktivitäten des Vereins integriert sind. Damit markiert sie auch die "Road to Paris" des Vereins. Aus der Analyse der Berührungsgruppen in Bezug zu den GWÖ-Werten ergeben sich die Handlungsfelder des Vereins. Ein Schwerpunkt ist die Perspektive der Mitarbeiter:innen mit dem Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Auch die Wirkung des Handelns des Vereins auf das soziale Umfeld vor allem im Stadtteil wird schwerpunktmäßig berücksichtigt. Ein besonderer Fokus liegt zudem auf Klimaschutzmaßnahmen und Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung. Diese bündeln sich u.a. in folgenden Themenkreisen.
- Erneuerbaren Energien und energiesparender Technologien (auf allen Dächern der vereinseigenen Gebäude sind z.B. PV-Anlagen installiert)
- Intensives Energiecontrolling zur Optimierung der Gebäudetechnik
- Emissionsfreie Maschinen und Fuhrpark (im Jahr 2022 hat die Sportvg Feuerbach u.a. bei allen vier Rasenspielfeldern auf elektrische Mähroboter umgestellt)
- Stärkung der ÖPNV-Nutzung und des Radverkehrs durchMitarbeitende
Die umgesetzten und geplanten Maßnahmen sind ein zweifelloses Vorbild für die nachhaltige Gestaltung des Breitensports in Deutschland.
Fußball gespielt wird im Verein aus Berlin-Schöneberg seit über 40 Jahren. Konsequent verbindet der FC Internationale seit der Gründung im Jahr 1980 Sport und Gesellschaftspolitik, 2021 wurde er als erster nachhaltig zertifizierter Amateurverein Deutschlands ausgezeichnet. Mit der Etablierung der ersten AG Nachhaltigkeit im Jahr zuvor zeigt der Club eindrücklich, dass Vereine viel mehr als Sport sein können. Der initiierte Prozess hin zum Sportverein der Zukunft wurde vom Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) unterstützt. Einen wichtigen Meilenstein stellt die überregional viel beachtete Zertifizierung durch den TÜV-Rheinland mit dem ZNU-Siegel “Nachhaltiger Wirtschaften” dar.
Mit der Veröffentlichung des Berichts über das nachhaltige Engagement 2021/22 ist der Amateurverein zudem schon weiter als die Mehrzahl der Proficlubs und hat damit eine große Strahlkraft. Der FC Internationale hat neben der Zertifizierung nicht nur das vereinseigene Leitbild angepasst, sondern auch eine Satzungsänderung vollzogen. Basierend auf einer gemeinsam erstellten Wesentlichkeitsanalyse gibt es klare und quantifizierbare Handlungsempfehlungen sowie eine aktuelle Ziel- und Maßnahmenplanung, die regelmäßig, während der Treffen der AG Nachhaltigkeit, abgeglichen wird. Der Einsatz für eine ganzheitliche Betrachtung der drei Säulen der Nachhaltigkeit entwickelte sich damit bottom-up aus dem Verein heraus. Für einen Verein dieser Größe ist dies besonders innovativ und lobenswert hervorzuheben.
Hinter der Idee von “Zero Waste” steckt nicht der Wunsch, den Abfall von heute einfach verschwinden zu lassen. Es geht darum, ihn als Wertstoff zu sehen – und damit als wertvolle Ressource, die nicht verschwendet werden darf, sondern sinnvoll wiederverwertet werden muss.
Mit der PreZero Stiftung & Co. KG setzt die TSG Hoffenheim Maßstäbe für die erste „Zero Waste“ Arena der Fußball Bundesliga. Das Pilotprojekt zeigt, dass es auch bei Großveranstaltungen möglich ist, Abfälle zu vermeiden beziehungsweise wieder zu verwerten. Die Zirkularität als übergeordneter Ansatz im Sport wurde professionell umgesetzt. Das Projekt weist eine sehr hohe Wiederverwendungsquote auf und dient als Leuchtturmprojekt für Sportsstätten.
Foto: Simon Hoffmann
https://prezero-arena.com/
Landessportbund Hessen e.V.
Klimaberatung für Unternehmen ist teuer und Vereine können sich dies häufig erst recht nicht leisten. Der Landessportbund Hessen e.V. hat hier einen Lösungsansatz gefunden, Vereinen die Möglichkeit zu geben, sich für die Zukunft nachhaltig fit zu machen.
Der Öko-Check in Sportanlagen ist eine Initialberatung des Landessportbund Hessen für seine über 7.400 Mitgliedsvereine. Ziel der Beratung ist den meist ehrenamtlichen Mitarbeitenden Potentiale aufzuzeigen, wo in der vorhandenen Sportstätte Ressourcen eingespart bzw. Klimaschutzpotentiale erschlossen werden können. Wichtig ist die Beachtung der Situation vor Ort und die finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Betreiber. Im Rahmen der Beratung wird ein Überblick der Fördermöglichkeiten im Bereich des Ressourcenschutzes gegeben.
Seit Beginn der Beratungen hat der Landessportbund Hessen eine Sonderförderung für "Kosten- und Klimaschutzmaßnahmen im Sportverein" zusätzlich zu seiner normalen Vereinsförderung aufgebaut. Die Schwerpunkte der Beratung sind Wassereinsparung und Klimaschutzmaßnahmen in Sportanlagen. Seit der Enregiepreiskrise wurde auch der Anreiz zur Dekarbonisierung im Rahmen der Sonderförderung erhöht. Seit 2021 ist die Prüfung der vollständigen Dekarbonisierung der jeweiligen Sportanlage Teil der Beratung. Der Öko-Check verfügt parallel über ein Netzwerk des "Zukunftsorientierten Sportstättenbaus - Partner Sport - Wirtschaft – Wissenschaft“. Dem Netzwerk gehören unterschiedliche Partner aus der Wirtschaft und der Wissenschaft an. Bei Bedarf können die ehrenamtlichen Vorstände eine weitergehende Hilfe des Netzwerks erhalten.
Turn- und Sport-Club Eintracht von 1848/95 Korporation zu Dortmund
Insbesondere Sportvereine sehen sich damit konfrontiert, dass die Vereinshäuser in die Jahre gekommen sind und energetisch weit weg von den aktuellen Standards sind.
Das Energie- und Umweltprojekt hat zum Ziel, das in den 80er Jahren erbaute Sportzentrum des TSC Eintracht Dortmund zu einem Nullenergiehaus umzubauen. Neben energetischen Maßnahmen sollen die Sportstätten auch ökologische Kriterien erfüllen. So hat der TSC Eintracht als erster Verein in Deutschland Korkgranulat zum Verfüllen seiner Fußballplätze genutzt. Das gesamte Oberflächenwasser auf der Sportanlage wird gesammelt, um es für die notwendige Bewässerung der Hockey- und Lacrosse-Spielplätze zu nutzen. Das übrige Wasser versickert vor Ort und wird dem natürlichen Kreislauf zurückgeführt. Modernste Technik kommt zum Einsatz, um die Wasser- und Energieverbräuche zu senken.
Hier werden Vereinsmitglieder, Sporttreibende und Interessierte mit direkten Nachhaltigkeitsmodernisierungen konfrontiert und werden so für das Thema sensibilisiert. Zudem wird durch den TSC Eintracht Dortmund ein direkter ökologischer, aber auch sozialer Beitrag geleistet und er kann als Vorbild für viele kleine Vereine in Deutschland gesehen werden.
Sportgroßveranstaltungen werden häufig mit einer hohen Umweltbelastung und Lärm in Verbindung gebracht. Die BMW IBU World Championships Biathlon Oberhof 2023 haben dieses Image in den Hintergrund gerückt und den Start für eine nachhaltige Entwicklung des Biathlon Sports in Thüringen gesetzt.
Die BMW IBU World Championships Biathlon Oberhof 2023 fanden vom 08. – 19. Februar 2023 mit über 300 Spitzensportler:innen aus 30 Nationen in der Arena am Rennsteig statt. Rund 150.000 Fans verfolgten die Wettkämpfe am Grenzadler. Gemeinsames Ziel von Veranstalter, Verbänden sowie von Bund, Land und Kommune war es, die Weltmeisterschaften so zu planen und durchzuführen, dass sie einer generationenübergreifenden Verantwortung gerecht werden. Eine erfolgreiche Entwicklung des Biathlon-Sports in Thüringen ist auch künftig nur im Einklang mit Gesellschaft und Umwelt in der Region tragfähig.
Special Olympics Deutschland e.V. // LOC Special Olympics World Games Berlin 2023
Im Juni 2023 fanden die Special Olympics World Games, die größte inklusive Sportveranstaltung der Welt, in Deutschland statt. Fundament der Planungen waren die Bedürfnisse der Athlet:innen, die Implementierung der UN-Behindertenrechtskonvention sowie die UN-Nachhaltigkeitsziele.
Es sollte ein Bewusstsein für die Lebenssituation von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung geschaffen sowie über Begegnungen Vorurteile abgebaut werden. Von Beginn an war es erklärtes Ziel, das gesamte Land einzubinden und neue Wege in der Berichterstattung zu gehen. So wurden beispielsweise Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung auch in Planung und Durchführung der Weltspiele eingebunden,
Lediglich acht Prozent der Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung haben in Deutschland Zugang zum Sport. Der herrschende Mangel an Zugangsmöglichkeiten im Sport ist auch der fehlenden Einbindung der Betroffenen in Entscheidungsprozesse geschuldet. Damit handelt es sich hier um ein Vorreiterprojekt, dass eine besondere Strahlkraft im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit aufweist.
Foto: Special Olympics World Games Berlin 2023 / Annegret Hilse
Die European Championships Munich 2022 vereinten die Europameisterschaften neun olympischer Sportarten und waren damit die größte Multisportveranstaltung in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972. München 2022 sollte begeistern, neue Maßstäbe setzen und ein nachhaltiges Erbe hinterlassen – für alle Teilnehmer:innen, die Stadt München und zukünftige Sportveranstaltungen. Um diese Vision zu verwirklichen, entwickelten die Organisatoren eine umfangreiche Nachhaltigkeitsinitiative.
„Count & Last“ umfasste alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – ökologisch, sozial und ökonomisch – und erzielte folgende Ergebnisse: Die bestehenden Sportstätten sowie Infrastrukturen wurden nachhaltig genutzt und nur 1% der Flächen saniert. Des Weiteren wurden 5.000 kg Banner und Fahnenstoffe wiederverwendet. Im Bereich Barrierefreiheit waren 95,8% der Besucher:innen mit Behinderung zufrieden mit dem Erlebnis. Zudem wurden große Teile des CO2-Ausstoßes kompensiert und die lokale Wertschöpfungskette gefördert.
Sportveranstaltungen und Mehrwegsysteme sind eine Symbiose, die im Rahmen des Nachhaltigkeitsmanagements immer weiter Einzug erhält. Trotzdem sind Mehrwegverpackung nicht direkt die erste Assoziation, die aufblitzt, wenn man an das Stadion denkt. Die VYTAL Global GmbH möchte dies ändern.
Vytal hat eine Initiative zur Reduzierung von Einwegverpackungen und Abfall bei Sportveranstaltungen wie dem Frauen Champions League Finale in Eindhoven eingeführt. Gemeinsam mit JustEatTakeAway, der UEFA, dem Stadionbetreiber Eindhoven sowie Mehrwegkonzepte konnte Vytal einen Use-Case aufzeigen, wie auch im Event- und Stadionumfeld eine Mehrweglösung für Takeaway-Speisen umgesetzt werden kann.
Insgesamt wurden 25.000 Mehrwegbehälter lokal genutzt und somit wurde das gesamte Speiseangebot in zu 100% als Mehrweglösung umgesetzt. Vytal hat damit bewiesen, dass auch (Groß-)Veranstaltungen mit dem neuen hybriden Veranstaltungskonzept komplett in Mehrweg dargestellt werden können.
Eine funktionsfähige Kreislaufwirtschaft gibt es in der Textilbranche bisher nicht. Nur rund 1% der gebrauchten Kleidung wird heute zu neuen Textilien recycelt. Bisher fehlt es an der branchenweiten Infrastruktur, auch wenn sich die europäische Gesetzgebung im Rahmen des Green Deals mit dem Thema befasst und das Textilrecycling ab 2025 stärker einfordern wird. Textilien müssen sortenrein sein, also aus Monomaterialien bestehen, um eine Recyclingfähigkeit gewährleisten zu können. Davon war moderne Outdoor-Ausrüstung bisher weit entfernt.
VAUDE hat mit seinen innovativen RETHINK!-Produkten schon jetzt die Voraussetzungen geschaffen, dass sie recycelt werden können, sobald die Infrastruktur vorhanden ist. Die RETHINK!-Produkte wurden unter Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft entwickelt und beeindrucken nicht nur durch ihre Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Schadstofffreiheit, sondern sind auch zu mindestens 95% aus recyceltem Monomaterial PET gefertigt und somit recyclingfähig. Teile aus anderen Materialien lassen sich einfach abnehmen und die Produkte damit sortenrein trennen. Damit hat VAUDE einen Meilenstein für eine nachhaltigere, ressourcen- und emissionsschonende Textilproduktion im Sinne der Kreislaufwirtschaft erreicht.
Der Breitensport fördert die Erreichung mehrerer Nachhaltigkeitsziele der UN und sollte allein aufgrund dessen unbedingt bewahrt werden. Die Lage im deutschen Breitensport ist jedoch alarmierend. Ohne konsequente Förderung wird er seiner gesellschaftlichen Rolle nicht mehr gerecht werden können. Die Bewältigung des Megatrends Digitalisierung wird als die größte Herausforderung wahrgenommen, bietet zugleich jedoch enormes Potenzial zur zukunftsgerichteten Entwicklung.
Vor diesem Hintergrund wurde die Initiative „Sportverein der Zukunft“ als ganzheitliches Konzept – bestehend aus fortwährender inhaltlicher Begleitung und finanzieller Projektförderung – entwickelt. Die aus der Initiative hervorgehenden Digitalisierungsprojekte der Breitensportvereine haben Pilotcharakter für eine Vielzahl von Vereinen und weisen eine große inhaltliche Breite auf. Sie reichen von der Einrichtung einer ressourcenschonenden digitalen Platz-Beregnungsanlage über die energieeffiziente digitale Steuerung der Beheizungsanlage bis hin zum Aufbau eines niedrigschwelligen hybriden Sportangebotes für ältere Menschen.
Durch die Umsetzung der Digitalisierungsprojekte wird ein klarer Beitrag zu allen Nachhaltigkeitsdimensionen geleistet. Nicht nur wird in sozialer Hinsicht der Fortbestand des Breitensports gesichert, sondern auch dessen Gesundheitförderungs-, Integrations- und Inklusionsrolle mit einem gesellschaftlichen Beitrag. Der Verein setzt auf einen ressourcenschonenden Betrieb und gleichzeitig wird die wirtschaftliche Zukunft gesichert und Potenziale werden freigesetzt.
Die Schadstoffbelastung, die wir über unsere Sportarten – insbesondere im Outdoorbereich – in die Natur tragen, ist immens. Beim Wassersport bestehen Boote, Boards und Segel aus nicht-sortenreinem Kunststoff (GFK), sind nicht recycelbar und die Funktionskleidung ist mit per- und polyfluorierten Chemikalien verseucht. Das wollen die beiden Gründer der KHULULA AG,Holger Ambroselli und Schauspieler Simon Licht, ändern.
Das erste eigene Produkt von KHULULA ist der Eco_Optimist. Der Optimist ist das Boot, in dem Kinder und Jugendliche weltweit ihre ersten Schritte im Segelsport machen. Der verwendete Naturfaserverbundstoff besteht aus Flachsfasern aus den Beneluxländern und 60% biobasiertem Harz aus Deutschland. So besteht der Eco_Optimist zu 90% aus nachwachsenden Rohstoffen und recycelten Materialien, im gesamten Produktionsprozess fallen keine Kunststoffabfälle an. Das in Deutschland gefertigte Boot hat insgesamt einen um 70% geringeren CO₂ Fußabdruck als herkömmliche Boote und ist im Zielzustand 90% recycelbar.
So haben Kinder erstmals die Möglichkeit, mit einem nachhaltigen Sportgerät eigenverantwortlich einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in ihrem Sport zu leisten. Bewusst wurde zudem ein Kooperationspartner in Deutschland gewählt, um die Lieferwege und Lieferketten kurzzuhalten: Das Team von Jade Yachting um Olympiasegler Tobias Schadewaldt.
Dass der Klimawandel gravierende Auswirkungen auf den Wintersport haben wird, im Bereich Ski-Tourismus als auch auf den Wettkampfsport, ist nicht mehr wegzudiskutieren. Allerdings tun sich diejenigen seit Jahren besonders schwer die Entwicklung zu akzeptieren und sich darauf vorzubereiten, die es am meisten betrifft: klassische Wintersportorte in den Alpen einerseits, Verbände wie der Ski-Weltverband FIS oder das Internationale Olympische Komitee (IOC) andererseits. Dabei muss letzteres längst davon ausgehen, dass seine Olympischen Winterspiele keine Zukunft haben.
Da dieses Thema so groß, so komplex und so aktuell ist, hat ihm die Sportredaktion der "Süddeutschen Zeitung" im Winter 2022/23 eine eigene Serie gewidmet, die insbesondere digital aufwendig aufbereitet wurde. Hier werden sowohl die großen übergreifenden Themen bearbeitet: die Zukunft der Winterspiele, die Zukunft des Skifahrens auf Plastikschnee, aber auch Protagonist:innen des Wandels wurden portraitiert.
So sollte – durch gute Geschichten, weniger im Ton von Belehrung oder Alarmismus – ein Gesamtbild entstehen, das die Notwendigkeit unterstreicht, sich mit diesen Fragen zeitnah zu befassen und nachhaltige Zukunftslösungen zu entwickeln. Damit setzte die Sportredaktion der SZ ein klares Zeichen im Zuge der Betrachtung von ökologischer Nachhaltigkeit im Wintersport und dessen Zukunft.
Die Inklusion von Sehbehinderten Menschen via Audiodeskription (Personen beschreiben anderen Personen, was zu sehen ist) bei Live-Events findet bisher unter starker Limitierung statt. Für ein solches Angebot bedarf es spezieller Hardware, die teuer in der Anschaffung ist und die Nutzung dennoch begrenzt. In der Spitze werden maximal 30 solcher Geräte vor Ort angeboten.
Mit dem SaaS-Ansatz von der mycrocast GmbH wird die spezielle Hardware durch vorhandene Hardware (einem Laptop) ersetzt. Das Zuhören erfolgt nicht mehr über spezielle Geräte, sondern über das Smartphone des Stadionbesuchers. Dank der Nutzung des Internets besteht nun keine Begrenzung mehr hinsichtlich der Anzahl der Empfangsgeräte oder der Platzierung der Fans, auch zuhause kann das Angebot empfangen werden. Das Parallelangebot von mehreren Audiodeskriptionssprachen ist zudem möglich. Durch den Einsatz bei Verbänden wie UEFA, DFB, EHF, Special Olympics und Clubs wie Hamburger SV, Werder Bremen, VfL Wolfsburg, Ajax Amsterdam neben vielen weiteren zeigt sich aber längst, dass dies nicht nur ein Thema des Einzelnen, sondern von Vielen ist. In Summe konnten bereits über 3,1 Mio. Zugriffe auf Liveübertragungen der Partner verzeichnet werden.
Insgesamt trägt das Konzept nachweislich dazu bei, dass Personen mit Handicap Zugang zu ihrem Lieblingssport erhalten und es für Vereine einfacher ist, ein solches Angebot ohne hohe Anschaffungskosten bereitzustellen. Damit leistet mycrocast einen bemerkenswerten Beitrag zur Inklusion aber auch zur sozialen Nachhaltigkeit bei Sport-Live-Events.
Die Sichtbarkeit von Frauen ist nicht bei allen Sportarten gegeben. Spiele und Veranstaltungen werden oftmals von Männern kommentiert, die ausübenden Sportler:innen sind ebenfalls meistens männlich.
Die DAZN DACH GmbH hat sich mit ihrer Initiative zum Ziel gesetzt, für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Sportwelt zu sorgen. Ziel ist es, Frauen eine größere Bildfläche auf und neben dem Platz zu geben, damit die Akzeptanz und das Interesse zukünftig in der Gesellschaft steigt und Frauen in der Medienlandschaft nicht mehr unterrepräsentiert sind. Aufgrund dessen wurde mit DAZN RISE der erste reine Frauensport Sender etabliert.
Intern unterzieht sich DAZN ebenfalls einer Transformation hin zu mehr weiblichen Kommentatorinnen. Die nachhaltige Ausrichtung der Initiative legt einen klaren Fokus auf die soziale Nachhaltigkeit. Soziale Gleichheit kann erst dann grundlegend erreicht werden, wenn Frauen, aber auch Menschen aller anderen Geschlechter und Herkünfte, fair und gleichermaßen in der Öffentlichkeit repräsentiert werden.
„Nachhaltigkeitsheldinnen und -helden des Alltags“
Felix Weber
Nicht immer stecken Gruppen von Menschen hinter der Umsetzung eines Nachhaltigkeitsprojektes. Manchmal reicht auch eine Person mit einer guten Idee und einer Menge Sportsgeist. In diesem Fall ist es Felix Weber.
Der Leistungssportler und deutscher Rekordhalter im 24 Stundenlauf hat den Verein Tree-Athlete gegründet. Das Ziel: durch Sport, Bewegung und bewusster Ernährung ein individuelles Umdenken anzustoßen und damit einen wichtigen Teil zum notwendigen gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen.
Weber spendet und pflanzt einen Baum für jede 200 km Laufwoche. Seine Tree-Athlete Freunde und Vereinsmitglieder machen es ihm nach, in dem sie für eine Aktivität, die ihnen guttut, z.B. mit dem Rad zur Arbeit zu fahren oder vegane Mahlzeiten zu kochen, Bäume spenden. Die Bäume werden gemeinsam beim jährlichen Tree-Athlete Pflanztreffen gepflanzt. Dabei geht es insbesondere um die Erhaltung von nachhaltigen Landschaftsformen, die die natürlichen Ökosysteme stärken und die Artenvielfalt schützen.
Vielen Verbänden fehlen oftmals Initiator:innen, die das Thema Nachhaltigkeit in die Hand nehmen. Nicht so im Deutschen Badminton Verband e.V. BadmintONEarth ist das erste Klima- und Recyclingprojekt des Deutschen Badminton Sports. Es wurde 2021 durch die beiden Nationalspieler:innen Miranda Wilson und Kai Schäfer als soziales und nachhaltiges Klimaschutzprojekt gegründet, um einen positiven Beitrag zum Klimaschutz im Sport zu leisten.
Zunächst wurde ein soziales Aufforstungsprojekt initiiert, das sich aktuell in seiner dritten Phase befindet. Der soziale Beitrag des Projektes findet im Projektort Kongo statt. Dort werden Bäume gepflanzt, Solarenergie gefördert, neue Schulgebäude errichtet und Brunnen gebaut. Seit 2022 widmet sich das Projekt zudem der Frage, wie die Sportart Badminton Emissionen einsparen und wie die Zukunft des Badminton Sports nachhaltiger gestalten werden kann. Hauptbestandteil ist dabei das Recyclingprojekt, an dem sich mehr als 65 Vereine in Deutschland beteiligen.
Für den Deutschen Badminton Verband wurde zudem ein Nachhaltigkeitsmodul für die Ausbildung der Trainer:innen aufgesetzt. Gleichzeitig wurde im Deutschen Badminton Verband mit PLAY! ein Projekt für mehr Empowerment im Klimaschutz aufgesetzt.
Badischer Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V. (BBS)
„Weil Bildung keine Grenzen kennt“, hat der Badische Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V. (BBS) in einer bundesweiten Vorreiterrolle ein Ausbildungskonzept für Menschen mit geistiger Behinderung (MmgB) entwickelt.
MmgB werden vom BBS-Team zu Co-Trainer:innen ausgebildet und befähigt, Teile der Sportstunde eigenständig anzuleiten und ihre Übungsleiter:innen zu unterstützen. So entstehen in den Heimatvereinen inklusive Trainer-Tandems, die die Gesellschaft nachhaltig sensibilisieren, einen fairen Umgang auf Augenhöhe vorleben sowie die Sportwelt bereichern und diverser gestalten.
Nach dem Motto „Lernen durch Erleben“ werden Theorie und Praxis in didaktisch auf die besonderen Bedürfnisse der Teilnehmer:innen zugeschnittenen Lerneinheiten in leichter Sprache vermittelt. So können den Teilnehmenden auch komplexe Lehrgangsinhalte wie die motorischen Fähigkeiten und das Co-Trainer-Verhalten vermittelt werden.
Bis jetzt entstanden 33 Trainer-Tandems in badischen Sportvereinen. Die Co-Trainer wirken seither als Nachhaltigkeitsheldinnen und -helden, indem sie Inklusion aktiv vorleben, die Gesellschaft sensibilisieren und die Sportwelt bereichern.
Aufgrund der überregionalen positiven Resonanz wird das Ausbildungskonzept wird fortan nach badischem Vorbild auch bundesweit umgesetzt.