Statement des Initiators Stefan Schulze-Hausmann.

Zur Kritik am Deutschen Nachhaltigkeitspreis adressiert der Initiator aus persönlicher Sicht einige der Anwürfe. Daneben gibt es ein Statement des Stiftungsvorstandes.

In den letzten Tagen ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis in der Presse und in den sozialen Medien kontrovers diskutiert worden. Zu den inhaltlichen Punkten hat der Verein Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. eine Stellungnahme veröffentlicht, die sie hier finden.

Gleichzeitig gab es viele Angriffe auf mich persönlich, zu denen ich wie folgt persönlich Stellung nehmen möchte.

Die ersten Ideen zu einem Deutschen Nachhaltigkeitspreis haben wir in meiner Agentur, der COMENT GmbH, deren Geschäftsführer ich seit 30 Jahren bin, 2007 entwickelt. Ich konnte mit dem Konzept zentrale Akteur:innen überzeugen und für eine strategische Zusammenarbeit gewinnen. Sie hält bis heute an und sie hat mich über alle Jahre bestärkt, positiv motiviert und angesichts dieses ebenso vielfältigen wie schwierigen Themenfeldes der Nachhaltigkeit auch gefordert. Ich glaube, so geht es allen, die sich auf eine wirkliche Transformation einlassen.

Mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis verfolge ich eine Vision, ohne dass ich mich selbst als Visionär hinstellen wollte. Wertschätzung, Anerkennung, Leistungsförderung, Empathie - das sind die Schlüssel dieser Vision. Vorreiter der Nachhaltigkeit sollen für ihre Leistung anerkannt und gefeiert werden. Ihr Anliegen soll verstanden werden und gesellschaftliche Breite erreichen - mit ausschließlich einem Ziel: Sie zu bestärken, noch mehr zu tun, noch stärker in die Transformation hineinzugehen und andere zu motivieren, selbst einzusteigen.

Diese Vision braucht einen stabilen Unterbau. Diesen habe ich gemeinsam mit meinen Mitstreitern und Kollegen geschaffen. Dazu gehört die Methodik für den Wettbewerb, die Qualität des faktenbasierten Assessments, die Struktur von Kongress und Verleihung und die Bereitschaft, das alles ständig zu verbessern. DAS NACHHALTIGKEITSBUCH 2023, das ich kürzlich gemeinsam mit unserem Vorstand Günther Bachmann herausgegeben habe, zeichnet diese Entwicklung erstmals vollumfänglich nach.

Gemeinsam haben wir 2009 den Verein Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. gegründet. Er ist der Absender des Preises. Ein breit und hochkarätig aufgestelltes Kuratorium steht mir und uns mit Rat und Tat zur Seite. Zusammen haben wir eine Governance entwickelt, die vielfach durch externe Prüfung bestätigt wurde.

Jetzt werde ich wegen meiner Doppelrolle - Vorstandsvorsitzender des Vereins und Geschäftsführer der ausführenden Agentur - angegriffen. Aus der Luft gegriffen werde ich verdächtigt, mich insgeheim zu bereichern. An dieser Stelle will ich dazu nur sagen: Wer den DNP besser oder gleich gut aber billiger produzieren möchte, kann sich gerne bei mir melden.

Die Bundesregierung nennt den DNP einen Impulsgeber im Feld der gesellschaftlichen Akteure (Nachhaltigkeitsstrategie 2021, S. 20). Das hat mich gefreut, denn es bedeutet mir und uns eine Wertschätzung, die wir weitergeben wollen. Es ist ehrlich gesagt wunderschön, Gastgeber großartiger Unternehmen, Initiativen und Persönlichkeiten sein zu dürfen. Eine noch größere Freude ist es, wenn ich sehe, wie das kleine Flämmchen Nachhaltigkeit über die Jahre gewachsen ist. Und wenn ich dazu einen kleinen Beitrag leisten durfte.

Vertrauen ist ein Rückgrat der Nachhaltigkeit, das viel zu oft ungenutzt ist. Denn „da draußen“ herrschen Misstrauen, Bashing und Missgunst, schneller Gewinn und Effekthascherei. Wer sich aber wirklich auf Nachhaltigkeit einlässt, das habe ich gelernt, lässt sich auf das Gegenteil ein. Ich sehe den DNP als ein Zeichen gegen den vorherrschenden Gegenwind. Vertrauen erfordert Transparenz und Kooperation, natürlich. Darauf kann sich jeder Sieger, jeder Finalist und jeder andere Teilnehmende verlassen. Niemand hat uns jemals vorgeworfen, die Jurys träfen keine unabhängigen Entscheidungen.

Aber Vertrauen braucht noch mehr. Den DNP gibt es nur, weil unsere Partner zu Recht darauf setzen können, dass wir Jahr für Jahr würdige Sieger in korrekten Prozessen auszeichnen, dass der Preis relevant ist, dass wir inhaltlich starke und gut besuchte Veranstaltungen organisieren, dass wir Reichweite schaffen. Dass wir die Herausforderungen im Thema Transformation angemessen bearbeiten.

Ich bin für finanzielle Beiträge immer dankbar, weil es ohne sie nicht geht. Dankbar bin ich aber auch für Anregungen zu Fragen, die ich mir selbst stelle und zu denen ich Jahr für Jahr um angemessene Antworten ringe. Was kann und was darf man feiern, wenn rund um uns herum Klimaziele gerissen werden, die Artenvielfalt verschwindet und die Gesellschaft immer gespaltener wird? Manche zweifeln, andere freuen sich das ganze Jahr auf das Treffen mit Gleichgesinnten, die Marktplatz-Atmosphäre bei uns in Düsseldorf, die Inspiration, die Bestärkung und Motivation, die sie erfahren.

Die Übergabe von 100 Preisen in der Kategorie Unternehmen ist eine Herausforderung, das ist klar. Sie ist noch nicht zufriedenstellend oder gar gut gelöst. Da gibt es etwas zu tun. Eine weitere Frage ist, wie wir auf die zunehmende Regulierungsdichte reagieren: Ein Preis für etwas, was Rechtspflicht ist?

Nach siebzehn Jahren DNP ist ein regelrechter Markt an Nachhaltigkeitspreisen entstanden. Am Anfang standen wir allein auf weiter Flur. Jetzt setzen insbesondere die Verlage einiger Leitmedien massiv auf gesponserte Kongresse und Preise, Siegelverkauf und bezahlte politische Kommunikation. Das ist fair. Wenn Medien aber nun im Gewand eines Artikels unsere Kalkulationen einfordern oder unsere (teilweise deutlich günstigeren) Siegelangebote anprangern, ist das nicht in Ordnung. Wenn sie mich als Beutemacher hinstellen, der scheinbar im Alleingang akquiriert, kassiert und einsteckt, ist das nicht in Ordnung. Wenn sie damit ganz generell unser Projekt lächerlich machen, ist das nicht in Ordnung. Wenn solches Verhalten letztlich dazu beiträgt, dass Klimaziele verschoben oder gar aufgegeben werden, ist das nicht in Ordnung.

Unsere Gesellschaft braucht mehr konstruktives Verhalten. Dinge müssen anders werden und anders gemacht werden. Das Andersmachen habe ich in meinem Leben direkt und ohne Puffer erfahren. In der Unterhaltungsbranche konnte ich vieles und viel Gutes darüber lernen, wie man Menschen erreicht und welch große Rolle Gefühle und Stimmungen der Menschen neben ihrem Wissen um Daten und Fakten spielen. Als Wissenschaftsjournalist und als ich den Deutschen Umweltpreis jahrelang präsentieren durfte, bin ich tief in die Umweltmaterie eingestiegen.

Aber erst mit dem Thema Nachhaltigkeit habe ich einen Zugang gefunden, der mir die Chance gibt, das Beste aus allen Bereichen zusammenzubringen: Wissen und Wertschätzung, Empirie und Empathie, Analyse und Anerkennung, kleine Bausteine und große Bühne.

Ich weiß: Deutschland wird nicht nachhaltig, nur weil es den Wettbewerb um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gibt. Es ist umgekehrt: Solange es in Deutschland Akteur:innen gibt, die ihren nächsten Schritt zur Nachhaltigkeit wagen und die große Visionen haben, hat der Nachhaltigkeitspreis einen Platz und eine Funktion. Dafür setze ich mich weiter ein.