Die Liste der Nominierten für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Globale Unternehmenspartnerschaften umfasst fünf Unternehmen mit ihren Partnerkommunen im Globalen Süden. Diese Unternehmenspartnerschaften konnten sich unter allen Teilnehmenden durchsetzen und überzeugten die Assessmentpartner.
Die B-Corp zertifizierte Ecosia GmbH betreibt eine gemeinwohlorientierte Suchmaschine und investiert 100% der Gewinne aus Werbeeinnahmen in Maßnahmen zur Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise. So unterstützt Ecosia weltweite Baumpflanzprojekte, um z.B. Ökosysteme und Landschaften wiederherzustellen, Wasserzyklen in Gang zu setzen und die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern. Einer der Partner eines solchen Baumpflanzprojektes ist seit 2021 die im Osten Indiens angesiedelte Organisation Symagine Solutions. Vor dem Beginn der Partnerschaft, bearbeitete Symagine Solutions (sowie alle Partnerprojekte von Ecosia) den Human-Rights-Fragebogen des Unternehmens, welcher gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt wurde. Mit diesem stellt Ecosia sicher, dass potenzielle Risiken von Menschenrechtsverletzungen frühzeitig erkannt werden.
Die Partnerschaft konzentriert sich auf die Förderung einer wirtschaftlich schwachen Region, die besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist. Insgesamt werden aktuell über 30.000 lokalen Haushalten Obstbäume zur Verfügung gestellt, die als Einnahmequelle dienen. Die Aufgaben im Haushalt als auch in der Landwirtschaft werden dabei überwiegend von Frauen geleitet, da viele Männer aufgrund der wirtschaftlichen Situation in entfernte Metropolregionen Indiens migrieren.
Der Human-Rights-Fragebogen befasst sich ebenfalls explizit mit der Rolle der Frau in Ecosias Partnerprojekten, um Gleichstellung innerhalb der Projekte zu gewährleisten und zu fördern. Indikatoren sind beispielsweise die Anzahl der Frauen in den Projekten, ob eine aktive Integration von Frauen stattfindet, ob die Frauen das Gehalt selbst erhalten und ob sie ein Recht auf Vollzeitanstellung haben.
Die my Boo GmbH bietet seit 2012 eine Alternative zu energieintensiv hergestellten Fahrrädern aus Aluminium: Fahrräder und E-Bikes, die sozial-nachhaltig und ökologisch produziert werden. In Kooperation mit dem ghanaischen Partner „Yonso Project“ werden Fahrräder und E-Bikes entwickelt, dessen Rahmen hauptsächlich aus Bambusstangen bestehen. Die Bambusrahmen werden in Ghana von mittlerweile 40 Rahmenbauer:innen unter menschenrechtskonformen Arbeitsbedingungen und der Zahlung fairer Löhne gefertigt. Mit der Zusammenarbeit verfolgen die my Boo GmbH und das Yonso Project gleich mehrere Ziele der Agenda 2030, wie die Bekämpfung von Armut, Lebensmittelversorgung der Angestellten und ihrer Familien, und hochwertige Bildung. Den größten Erfolg erlebte die Partnerschaft bisher durch die Eröffnung der Yonso Project Model School in 2019, welche mittlerweile von 500 Schüler:innen besucht wird. Entgegengesetzt zur klassischen Entwicklungshilfe, strebt die Kooperation eine möglichst eigenständige Durchführung und Verwaltung der sozialen Projekte und des Schulbetriebs in Ghana an, um eine nachhaltige Entwicklung und wirtschaftliche Etablierung der ländlichen Ashanti Region zu verwirklichen. Zudem wurden Strukturen geschaffen, die die Gleichberechtigung von männlichen und weiblichen Mitarbeiter:innen bewerkstelligen. So sind insgesamt ein Drittel des Personals im Yonso Project weiblich und auf Management Ebene besteht über die Hälfte des Teams aus Frauen.
Verdonna ist ein 2020 in Deutschland gegründetes Textilunternehmen, das seine Ware zu 100% in Peru fertigen lässt. Ziel ist es, den Handarbeiter:innen in Peru ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben zu ermöglichen und sich von neokolonialen Strukturen zu lösen. In Kooperation mit dem peruanischen Unternehmen INTERLINKS CONSULTING GROUP SAC werden Handarbeiter:innen in Peru existenzsichernde Arbeitsplätze verschafft und Kooperativen in den Themenfeldern Alpakazucht, Textilarbeit, Unternehmensgründung, Betriebswirtschaft und Export fortgebildet. Dem Partnerunternehmen in Peru kommen dabei die Aufgaben Koordination der Manufakturen inkl. Weiterbildungsmanagement, Produktentwicklung und Koordination des Exports zu. Verdonna bietet Perspektiven und die Anknüpfung an den europäischen Markt.
Die Zusammenarbeit richtet sich nach den “Women’s Empowerment Principles”. Entlang der kompletten Lieferkette wird auf faire Behandlung aller Personen am Arbeitsplatz geachtet, indem die Einhaltung von Menschenrechten und Nichtdiskriminierung gefördert werden. Familienleben und (Hand)-arbeit der Frauen werden in Einklang gebracht, indem sie ihre Kinder in einem separaten Spielraum in der Manufaktur selbst unterbringen können. Dort wechseln sich die Handarbeiter:innen mit der Kinderbetreuung ab.
Die Beschäftigung in den Produktionsstätten, heißt in der Viehzucht und der Textilherstellung, ist allen Menschen, die auf diesem Gebiet tätig sind, als Arbeitnehmer zugänglich - unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Behinderung oder anderen Merkmalen.
Gemeinsam mit seinem togolesischen Partner eco-cent Togo verfolgt das Beratungsunternehmen natureOffice nun seit über 10 Jahren das Ziel die Entwicklung sozialer Strukturen in der Region Agou in Togo zu stärken. Die Initiierung belegbarer und messbarer Klimaschutzmaßnahmen und sozialer Projekte ist ein Teil des Kerngeschäfts der natureOffice GmbH. Durch Schulungen und Workshops zur Wissensvermittlung konnte die Partnerorganisation eco-cent Togo als eigenständiger Verein vor Ort gegründet werden und die notwendigen organisatorischen und personellen Strukturen autonom aufbauen. Durch eine korrekte und transparente Vereinsführung hat sich die Partnerorganisation in Togo bereits gut etabliert. Beide Unternehmen profitieren wechselseitig von der Partnerschaft. So werden seit Kooperationsbeginn in 2012 in der Region Agou umfangreiche Projekte in den Bereichen Wasser, Energie, Gesundheit, Hygiene, Arbeit und Soziales erfolgreich umgesetzt und tragen zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Verbesserung sozialer Strukturen und dem Aufbau eines funktionierenden Wirtschaftssystems bei. Aktuelle Bildungsinitiativen, wie der Bau eines Frauenschulungszentrums, oder die Gründung einer Frauenkooperative tragen zu mehr Geschlechtergleichstellung bei. Die hohe Transparenz über die Durchführung der Projekte wirkt sich positiv auf das Vertrauen der Kunden gegenüber natureOffice aus.
Im Kern der Partnerschaft von YAPU Solutions und Mexikos führendem Mikrofinanzierungs-Netzwerk ProDesarollo steht die finanzielle Inklusion von Bevölkerungsgruppen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.
In Mexiko spielen die armen Menschen in ländlichen und stadtnahen Gebieten eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung und die lokale Nahrungsmittelproduktion. Gleichzeitig sind sie durch die negativen Auswirkungen des Klimawandels am stärksten gefährdet, ohne maßgeblich zu dessen Beschleunigung beigetragen zu haben. Dürren, Überschwemmungen, Stürme, etc. führen zu Ernteeinbußen und Einkommensverlusten. Die digitalen Tools von YAPU Solutions unterstützen Finanzinstitute mit automatisierten Kreditanalysen. Zusammen mit ProDesarollo entwickeln sie eine KI-Lösung, um die finanzielle Widerstandsfähigkeit der am stärksten betroffenen Menschen in Mexiko aktiv zu fördern. Diese berücksichtig u.a. auch Klimaindikatoren, die die Gefährdung bestimmter Gruppen und die Anfälligkeit ihres Ernteguts aufzeigen.
Darüber hinaus sind 80 % der Kund:innen des Mikrofinanzierungssektors Frauen, die durch diese Lösung eine gesteigerte Anpassungsfähigkeit und deutlich mehr finanzielle Sicherheit erlangen.