Bildausschnitt einer Stadt

Stadt St. Ingbert

Im Norden des UNESCO-Biosphärenreservats Bliesgau liegt die saarländische Kommune St. Ingbert. Mit einer über dem Bundesdurchschnitt liegenden Bevölkerungsdichte ist der Bliesgau im Vergleich zu anderen Biosphärenreservaten eher urban-industriell geprägt. Diese einzigartige Stadt-Land-Beziehung spiegelt sich in zahlreichen Projekten und Initiativen der Stadt wider: So beherbergt St. Ingbert Deutschlands einzige Biosphären-VHS inklusive einer Kunstschule für Nachhaltigkeit. In Kooperation mit dem kreativen Recyclingzentrum der Gesellschaft für Beschäftigung und berufliche Qualifizierung wurde das Projekt „Biosphären-Art“ ins Leben gerufen, bei dem in einem kreativen Upcycling-Prozess ansprechende Kunst- und Dekorationsobjekte u.a. aus überschüssigen Konsumgütern oder Industrieabfällen hergestellt werden.

Als Global Nachhaltige Kommune entwickelt St. Ingbert derzeit eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie, welche die zahlreichen Initiativen in Politik, Verwaltung, lokaler Wirtschaft und Zivilgesellschaft bündeln soll. Hierbei fördert die Kommune nicht nur die lokale Entwicklung durch Projekte wie die Alternativ-Währung „Ingo-Taler“, den z.B. junge Eltern als Startunterstützung erhalten, oder einen Online-Shop, in dem lokale Unternehmen ihre Produkte anbieten können. Auch auf globaler Ebene übernimmt die Stadt mit rund 37.000 Einwohnern Verantwortung, beispielsweise in Form von Städtepartnerschaften mit Griechenland oder dem Senegal. In der Fairtrade-Stadt erhält außerdem jeder Erstklässler eine faire Schultüte – vom Oberbürgermeister höchstpersönlich.

Generell wird in St. Ingbert Bürgernähe großgeschrieben. Um ein aktives Beschwerdemanagement zu fördern, geht ein Bürgerbeauftragter mit Service-Q-Zertifizierung Anregungen

und Kritik seitens der Zivilgesellschaft bereichsübergreifend und unbürokratisch nach. Eine weitere Besonderheit ist die Beschäftigung einer zentralen Ansprechpartnerin für die rund 300 Vereine in der Stadt, um z.B. bei Ratsentscheidungen verschiedene Perspektiven abbilden zu können. 

Neben dem außergewöhnlichen Mobilitätskonzept mit dem Rotationssystem „INGO“, welches mindestens alle 30 Minuten Busverbindungen in den Vororten garantiert und durch das kein Bürger weiter als 200 Meter von der nächsten Haltestelle entfernt wohnt, forciert St. Ingbert kontinuierlich seine Aktivitäten im Bereich Elektromobilität. Saarlandweit ist St. Ingbert die Stadt mit den meisten zugelassenen E-Fahrzeugen sowie E-Ladesäulen. Am Tag der Elektromobilität in Kooperation mit ortsansässigen Autohäusern werden Bürger für die Thematik sensibilisiert, auch in den Schulen wird das Thema interaktiv (z.B. durch die Nutzung von E-Bikes) behandelt. Auch klimapolitisch kann St. Ingbert zahlreiche Maßnahmen vorweisen. Kommunale Gebäude sind gemäß des „Masterplans 100% Klimaschutz“ an das Nahwärmenetz des Biomasseheizwerks angeschlossen, in dem beispielsweise der gesamte Grünschnitt der Stadt verheizt wird. Die neue Wärmerückgewinnungsanlage der Stadthalle spart zusätzliche CO₂-Emissionen sowie Energiekosten ein. Bei der Erschließung neuer Wohngebiete werden keine fossilen Energieträger mehr zugelassen.

Die Jury würdigt St. Ingberts breit gefächertes Nachhaltigkeitsengagement, welches seit vielen Jahren das Selbstverständnis der Stadt prägt, mit einer Platzierung unter die Top 3 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Städte und Gemeinden mittlerer Größe 2019“.

 

Zum Download der Jurybegründung