Jurybegründung zum Sieg

Landeshauptstadt Kiel.

In der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel bleibt Nachhaltigkeit auch in stürmischen Zeiten Kompass für alle kommunalen Aktivitäten. Als Agenda 2030-Kommune und einzige deutsche Landeshauptstadt am Meer, sieht sich Kiel in besonderer Verantwortung zur Erreichung der Globalen Nachhaltigkeitsziele, vor allem in puncto Klima- und Meeresschutz.

So ist Kiel bereits seit 1996 Klimaschutzstadt, rief als erste deutsche Landeshauptstadt den Klimanotstand aus und will noch deutlich vor 2050 klimaneutral werden. Hierfür wurden gemäß des „Masterplan 100 % Klimaschutz“ u. a. ein Gasheizkraftwerk mit einer CO2-Ersparnis von 70 Prozent in Betrieb genommen sowie ein Energieeffizienznetzwerk für Unternehmen gegründet. Mit dem Projekt „Blue Port“ verfolgt die norddeutsche Kommune das ehrgeizige Ziel, der ökologischste Hafen Europas zu werden. Als erste Zero Waste Stadt Deutschlands gelingt Kiel auf beeindruckende Weise die Verknüpfung von Klima-, Ressourcen- und Meeresschutz, z. B. mit dem hocheffizienten Klärwerk Bülk, einer mit 100 % Ökostrom betriebenen Landstromanlage sowie bewusstseinsbildenden Maßnahmen wie der Pfandbecher-Initiative „Kiel geht Mehrweg“. Der Ausbau von Velo-Premiumwegen und speziellen Wegesystemen für Fußgänger/innen, insbesondere „Kinderwegen“ als bundesweites Vorzeigeprojekt, tragen zu einer klimagerechten und sicheren Verkehrsentwicklung bei.

Trotz anhaltend schwieriger Haushaltslage ist Kiel „Sicherer Hafen“ für Geflüchtete und hat überdurchschnittlich viele junge Menschen mit Fluchthintergrund aufgenommen. Die Landeshauptstadt setzt auf lückenlose Präventionsketten u. a.

durch die Jugendberufsagentur oder die „Talentschmiede“, welche Schulunterbrechern neue Perspektiven eröffnen soll. Heilpädagogische Zusatzkräfte in Kindertagesstätten sind ein wesentlicher Baustein zur Bekämpfung der Folgen von Kinderarmut. Im „Camp 24/7“ können Kinder unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern Segeln erlernen; die Kieler Sommeroper wird per Live-Stream in benachteiligte Stadtteile übertragen.

Ein „wirkungsorientierter Haushalt“ soll sicherstellen, dass Gelder dort eingesetzt werden, wo sie am nötigsten gebraucht werden und eine nachweisbare Wirkung erzielen. Die ausgeprägte Bürgerbeteiligung zeigt sich in formalisierten Partizipationsangeboten wie z. B. Ortsbeiräten in allen Stadtteilen, einem Kinder- und Jugendbeirat oder der Mitwirkung einer besonders aktiven Zivilgesellschaft. So arbeiten u. a. der Seniorenbeirat, die Leitstelle „Älter werden“ und der Groschendreher e.V. Hand in Hand, um Altersarmut zu bekämpfen. Nicht erst durch die prozessorientierte Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie „Kiel 2042“ – dem Jahr, in dem die Landeshauptstadt 800 Jahre alt wird - übernimmt die Kommune globale Verantwortung. So bestehen enge Kooperationen u. a. mit dem tansanischen Partner Moshi District beim Wiederaufbau einer kommunalen Baumschule zum Umweltzentrum sowie zur türkischen Stadt Hattay im syrisch-türkischen Grenzgebiet, wo dank des großen bürgerschaftlichen Engagements der Kieler/innen eine Schule für syrische Flüchtlingskinder errichtet werden konnte.

Die Jury würdigt die Landeshauptstadt Kiel für ihr herausragendes Engagement u. a. in den Bereichen Klimaschutz, Ressourcenschonung und soziale Gerechtigkeit mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021.