Sieben deutschen Kommunen unterschiedlicher Größe mit ihren Partnerkommunen im Globalen Süden, haben es in die Liste der Nominierten für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Kommunale Partnerschaften geschafft. Diese Kommunalen Partnerschaften konnten sich unter allen Teilnehmenden durchsetzen und überzeugten die Assessmentpartner.
Die zunächst zivilgesellschaftlich begründete Partnerschaft zwischen Aachen und Kapstadt besteht bereits seit der Jahrtausendwende. Durch das gemeinsame Engagement der beiden Städte, verschiedener Nichtregierungsorganisationen, Vereinen und einer Partnerschaft der Universitäten sind die Projekte von unterschiedlicher Natur, wobei stets im Mittelpunkt steht, gemeinsam voneinander zu lernen. So herrschte durch verschiedene Maßnahmen ein reger Austausch über die Themen Stadtentwicklungsplanung, Mobilität und öffentliche Sicherheit. Um negative Auswirkungen zu vermeiden, wurde in Aachen das „Klima-Ticket“ entwickelt, über das die Emissionen der Flugreisen kompensiert werden und dessen Beiträge dem urbanen Gartenbau in Kapstadt zugutekommen. Dieses Projekt verbessert nicht nur die Grünsituation in den Townships, sondern unterstützt auch die Nahrungsversorgung, ermöglicht Lernerfahrungen und leistet Beiträge zum Einkommen durch den Verkauf der Erzeugnisse. In allen Projekten der Partnerschaft stehen die Aspekte des nachhaltigen, zukunftsverträglichen und sozialen Handels an höchster Stelle.
Am 17. November entscheidet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten und den Sieger.
Seit 2011 besteht eine sich dynamisch entwickelnde Partnerschaft zwischen dem baden-württembergischen Enzkreis, dem Masasi Distrikt und der Stadt Masasi in Tansania. Der Fokus der Partnerschaft liegt auf den Bereichen erneuerbarer Energien und der Förderung der Gesundheitsversorgung. Durch die Unterstützung vom Enzkreis erfolgten zahlreiche Installationen von Solaranlagen auf medizinischen Einrichtungen inMasasi. Diese mindern nicht nur die Emissionen der dieselbetriebenen Notaggregate, sondern ermöglichen auch eine gesicherte Stromversorgung. Vier mit Kuhdung betriebene Biogasanlagenverringern den Gebrauch von Holz und Holzkohle und tragen so zu einer Verbesserung des Waldbestandes und der Gesundheit der Einwohner bei. Die Weiterbildung von technischem Personal wird hier ebenso stark vorangetrieben, wie im medizinischen Sektor, wo es immer wieder zu einem Fachaustausch zwischen dem tansanischen Krankenhaus und Kliniken im Enzkreis kommt. Zudem gingen aus der Partnerschaft bereits einige Schüleraustausch-Programme und Bachelorarbeiten an der HS Pforzheim zum Thema Abfallwirtschaft, Errichtung eines Ausbildungszentrums und CO Kompensation durch Baumpflanzungen in Masasi hervor.
Am 17. November entscheidet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten und den Sieger.
Die Kooperation zwischen dem Landkreis Karlsruhe und der Stadt Brusque in Brasilien entstand 2011 mit dem Fokus auf das Thema Klimaschutz. Schon bald kamen die anderen Nachhaltigkeitsdimensionen dazu. Die kommunalen Verwaltungen der beiden Partner werden dabei von Universitäten, Unternehmen und Interessensorganisationen aktiv unterstützt. Die Kooperation zeichnet ein besonderes strategisches Vorgehen aus, an dessen Anfang die Erstellung eines Masterplans stand, in dem gemeinsame thematische Schwerpunkte erarbeitet wurden und stetig fortgeschrieben werden. So findet zum Beispiel zu dem Thema städtische Mobilität ein gegenseitiges Lernen statt. Ein weiterer wechselseitiger Austausch war die Schulung von Schüler/innen in Brusque zu „Klimaheld/innen“, welche auch in Schulen im Landkreis Karlsruhe aufgegriffen wurde. Durch die Analyse des solaren Potenzials für Photovoltaikanlagen im Landkreis Karlsruhe wird in der Partnerstadt dieser Plan in die Realität umgesetzt. Zur Präsentation der aktiven Partnerschaft nach außen wurde ein gemeinsames Logo entwickelt. Das beeindruckende Ambitionsniveau der Partnerschaft überträgt sich aktiv in benachbarte Gemeinden und setzt den Grundstein zur Entwicklung von klimaneutralen Regionen.
Am 17. November entscheidet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten und den Sieger.
Die Partnerschaft zwischen der kleinen Stadt Lahr im Schwarzwald und der nach Bevölkerungszahl fünfmal so großen Stadt Alajuela in Costa Rica hat vor dem Hintergrund ihres erst achtsiebjährigen Bestehens als Klimapartnerschaft einige Erfolge vorzuweisen. Mit einem gemeinsam erarbeiteten Handlungsprogramm und einer klaren Organisationsstruktur wurden zunächst Projekte zum Abwassermanagement und zur Trinkwasserversorgung umgesetzt. Letzteres ist dabei eng verbunden mit der Bereitstellung von Bildungsmaterialien zu den Themen Klimaschutz und Anpassung, das in Schulen beider Städte Anwendung findet. Die Projektplanung wie auch das Projektmanagement finden unter Berücksichtigung aller drei Nachhaltigkeitsaspekte statt. Im Falle von Zielkonflikten, die bei der Umsetzung trotz vorausschauender Planung auftreten können, werden Möglichkeiten der Nachsteuerung genutzt. Ein Zusammenwirken von verschiedenen Akteur/innen aus der Lahrer Stadtverwaltung, dem städtischen Energieteam, den Universitäten im Partnerland und dem Freundeskreis Alajuela-Lahr e.V. gestalten eine lebendige Partnerschaft.
Am 17. November entscheidet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten und den Sieger.
Seit Beginn der Partnerschaft zwischen der Stadt Landau in der Pfalz und dem Distrikt Ruhango in Ruanda im Jahr 1984, entwickelten sich in diesem Rahmen viele Projekte und eine außergewöhnlich starke zivilgesellschaftliche Komponente. Die zahlreichen Akteur/innen wie die Verwaltung, der Landauer Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau und andere Unternehmen, Vereine und Schulen spiegeln sich in der Breite der Projektschwerpunkte wider. Hohe Prioritäten verzeichnen dabei eine zuverlässige Wasserver- und entsorgung und die Verbesserung von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Mit Unterstützung aus Landau steht in vielen Gebieten des Distrikts sauberes Wasser zur Verfügung, die gesundheitliche Versorgung hat sich wesentlich verbessert und neue Schulen wurden gebaut. Einer deutlich höheren Anzahl an Kindern ist es möglich zur Schule zu gehen und auf Grund der kürzeren Wege müssen diese nicht mehr in den Schulen übernachten. Schulpartnerschaften zwischen Ruhango und Landau ermöglichen bereits eine frühe, spielerische Sensibilisierung für Weltoffenheit. Eine weitere Bereicherung, die aus dem Bündnis entstand, ist der wöchentliche Ruhango-Markt in Landau. Dort können die Menschen in Landau ihre nicht mehr genutzten Sachen spenden und sie so einer verlängerten Nutzung zuführen, während einkommensärmeren Haushalten gleichzeitig ein günstiger Erwerb von Dingen des täglichen Bedarfs gewährt wird. Die Einnahmen kommen den Projekten der Partnerregion zugute.
Am 17. November entscheidet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten und den Sieger.
Bereits zu Zeiten der DDR gab es Verbindungen zwischen Leipzig und Äthiopien Addis Abeba. In den 1970er Jahren war Leipzig zentrale Anlaufstelle für äthiopische Studierende, die zum Studium oder Ausbildung in die DDR kamen. Zahlreiche Freundschaften entwickelten sich in dieser Zeit, Addis Abeba bestand, konnte über die über die Wiedervereinigung aufrechterhalten werden konnten und schließlich zur Gründung eines Städtepartnerschaftsvereins und 2004 zur offiziellen Partnerschaft führten. Die Zusammenarbeit hat sich in den Jahren seitdem beständig weiterentwickelt. Insgesamt kooperieren die beiden Städte in verschiedenen Bereichen: Schul- und Hochschulpartnerschaften, Kultur, Biodiversität, Wirtschaft, Gesundheit und nachhaltige Stadtentwicklung. Ein Schwerpunkt bei dieser Partnerschaft wird seit 2012 auf das Thema Inklusion gelegt: Alle zwei Jahre werden Verträge geschlossen, mit denen ein bestimmter Themenzuschnitt festgelegt wird. So entstand auch das Projekt „Inklusive Kommune“, bei dem verschiedene benachteiligte Personengruppen wie Kinder und Erwachsene mit Handicap, Erwerbslose, Menschen ohne Ausbildung, Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, Erwerbslose und Menschen ohne Ausbildung und Menschen mit Handicap in Workshops eingebunden wurden und weitere Maßnahmen entwickelten. Durch dieses Großprojekt wurden Strategien für die Umsetzung inklusiver Maßnahmen in beiden Städten in den Bereichen Bildung und Kultur entwickelt.
Am 17. November entscheidet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten und den Sieger.
Die Partnerschaft zwischen der Stadt Nürnberg und Nablus in den palästinensischen Autonomiegebieten wurde aus zivilgesellschaftlicher Initiative an die Stadt Nürnberg herangetragen und hat einen klaren technischen Fokus. Sie begann mit der Schenkung von Müll- und Feuerwehrfahrzeugen und der Errichtung von einer Photovoltaikanlage, breitete sich jedoch schnell in andere Bereiche der Nachhaltigkeit aus. So spielen Bildung und die Stärkung von Frauenrechten eine interessante Rolle und werden in der Umsetzung von ökologischen und ökonomischen Projekten eingebunden. In der Partnerschaft zwischen Nürnberg und Nablus arbeiten Akteure aus den verschiedensten Bereichen Hand in Hand miteinander: Neben dem Amt für internationale Beziehungen tragen auch der Umweltreferat, der Servicebetrieb öffentlicher Raum, die Gleichstellungsbeauftragte und die Nürnberger Feuerwehr zum Erfolg bei. Dass die Beziehung kontinuierlich an ihren Erfahrungen wächst, zeigen nicht zuletzt die selbstkritische Reflektion auf die ersten Projekte und die daraus folgenden Verbesserungen. Die Partnerschaft zwischen den beiden Städten begeistert in der besonderen Umsetzung von Projekten. Hier wird sehr viel Wert auf die Verknüpfung von mehreren Aspekten unter Einbeziehung verschiedener SDGs gelegt.
Am 17. November entscheidet die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises über die Finalisten und den Sieger.