Next Economy Award Preiskugel

discovering hands® gUG

discovering hands® setzt den überlegenen Tastsinn blinder und sehbehinderter Menschen zur Verbesserung der Brustkrebsfrüherkennung ein.

Jährlich erkranken über 70.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs. Die frühzeitige Erkennung bietet eine höhere Chance auf Genesung, dazu ist eine frühe und geeignete Vorsorge notwendig. Ein Arzt hat für die Tastuntersuchung im Schnitt nur etwa ein bis drei Minuten. Gleichzeitig gibt es in Deutschland mehrere tausend arbeitslose blinde und sehbehinderte Frauen.

discovering hands® adressiert beide Problemfelder mit folgendem Konzept: Im Rahmen einer neunmonatigen theoretischen und praktischen Fortbildung werden blinde und sehbehinderte Frauen an zertifizierten Einrichtungen zu Medizinischen Tastuntersucherinnen (MTU) ausgebildet und an gynäkologische Praxen, Kliniken oder discovering hands®-Zentren vermittelt. Sie erlernen ein speziell entwickeltes Tastverfahren zur quadratzentimetergenauen Durchmusterung des Brustgewebes. Durch haptische Orientierungsstreifen, die sie auf den Oberkörper der Patientin aufbringen, wird ein taktiles Koordinatensystem für sie gebildet, das die Brust in Zonen aufteilt. Befunde lernen die MTU digital zu dokumentieren, um den behandelnden Ärzten die Diagnose zu erleichtern. Die mindestens 30-minütige Vorsorgeuntersuchung wird nicht nur für die bestmögliche Untersuchung, sondern auch für Aufklärung und Motivation der Patientinnen zur Selbstuntersuchung genutzt.

Die MTU ersetzen dabei nicht den Arzt, sie „leihen“ ihm im übertragenen Sinne ihre Hände. Erste Studienergebnisse zeigen, dass MTU im Vergleich zu Ärzten bis zu 28% mehr und 50% kleinere Gewebeveränderungen ertasten. Nach einer positiven Tastuntersuchung folgt die ärztliche Behandlung. Der Einsatz der MTU räumt Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung aus, denn sie werden nicht „trotz ihrer Behinderung“, sondern „wegen ihrer Begabung“ beschäftigt.

Die discovering hands®-Dachorganisation vermittelt Patientinnen Praxisadressen, schließt mit gesetzlichen Krankenversicherungen Verträge, rekrutiert MTU und vermittelt sie. Gleichzeitig vertreibt sie die für die Untersuchung notwendigen haptischen Orientierungsstreifen. International expandiert discovering hands® mittels eines Social Franchise Systems nach Österreich, Kolumbien und Indien. In Berlin wurde das erste discovering hands-Zentrum mit acht MTU gegründet, ein weiteres Zentrum in NRW ist in Gründung. Alle 30 fortgebildeten MTU sind schon vermittelt. Alle privaten und 12 gesetzliche Krankenversicherungen erstatten die Kosten. In den nächsten Jahren soll die Leistung in Deutschland flächendeckend angeboten werden.

Das discovering hands®-Modell ermöglicht die erfolgreiche Inklusion von Menschen mit Sehbehinderung in den ersten Arbeitsmarkt im Medizinbereich unter Nutzung von starken Synergieeffekten. Die Methodikteams des Next Economy Awards 2016 würdigen dies mit einer Nominierung in der Kategorie „People“.