Die Goldeimer gGmbH hat ein nachhaltiges Sanitärsystem in Form von Komposttoiletten entwickelt, das auf Großveranstaltungenund potentiell in der Nothilfe bzw. Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden kann.
In Gebieten ohne sanitäre Anlagen bzw. in kanalisationslosen Regionen werden üblicherweise energieintensive temporäre Spültoilettenlösungen installiert oder mobile Chemietoiletten eingesetzt. In beiden Fällen werden wichtige Nährstoffe und wertvolle Biomasseunter hohem Einsatz von Energie und Wasser in Klär- und Verbrennungsanlagen vernichtet. Zudem haben 2,3 Mrd.Menschen keinen Zugang zu sanitären Anlagen, was weitreichende gesundheitliche Risiken und ökologische Probleme mit sich bringt.
Goldeimer stellt kostengünstige, wasserlose, energieautarke und ressourcenschonende Sanitärsysteme zur Verfügungund begegnet so mehreren ökologischen Herausforderungen: Humusaufbau und Bodenschutz durch Kompostierung und Veredelung menschlicher Fäkalien sowie Wassereinsparung und Schutz vor Kontamination durch ein wasserloses System. 2016 konnten auf deutschen Großveranstaltungen 1 Mio.l. Wasser eingespart und 40t Biomasse gesammelt werden. Seit 2016 vertreibt Goldeimer in Zusammenarbeit mit Künstlern kreatives Recyclingtoilettenpapier. Die Gewinne der gGmbH fließen in Kooperation mit Viva con Agua und der Welthungerhilfe zu 100% in die Finanzierung von Sanitärprojekten. Im Rahmen der Festivaleinsätze spricht Goldeimereine junge Zielgruppe von 18-bis 35-Jährigen an und kommt mit ca. 300.000 Menschen (Besuchern, Ehrenamtlichen) jährlich in Kontakt.
Diese werden so auf die Problematik unzureichender Sanitärversorgung aufmerksam. Sie kommen – auch durch den Einsatz von Kunst und Musik – auf kreative Weise mit einem Thema, das sonst gemieden oder tabuisiert wird, in Kontakt und transportieren es weiter. Goldeimer will den Toilettenbesuch zielgruppengerecht zu einem „Erlebnis auf dem Klo“ machen. Das Unternehmen plant, in drei Jahren alle deutschen Musikfestivals mit Komposttoiletten versorgen zu können.
Ca. 2,5 Mio. Besucher könnten erreicht und bestenfalls für die genannten Herausforderungen sensibilisiert werden. Goldeimer strebt die Entwicklung eines ganzheitlichen Systems zur dezentralen, standortunabhängigen Aufbereitung menschlicher Fäkalien zu hochwertiger Erde an. Das Unternehmen will außerdem Strukturen für den Einsatz in der Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit aufbauenund sodazu beitragen, allen Menschen einen Zugang zu sanitären Anlagen zu ermöglichen. Das gesammelte Know How aus allen Fachbereichen soll als Open Source-Lizenz zur Verfügung gestellt werden und so auch andere Akteure zum Umdenken animieren.
Das Goldeimer-Konzept macht durch Ideenreichtum und Kreativität aus einem sensiblen Thema eine wichtige Botschaft, die die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für drängende ökologische und soziale Nachhaltigkeitsherausforderungen erhöht.
Die Methodikteams des Next Economy Awards würdigen dies mit einer Nominierung in der Kategorie „Change“.