Jurybegründung.

Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG

Gmund Papier ist ein traditionsreiches Familienunternehmen, das seit 1829 in der Papierherstellung tätig ist. 2020 hat das Unternehmen mit Sitz am Tegernsee ein Verpackungspapier auf den Markt gebracht, das zu 100% aus europäischen Hanffasern besteht.

Als eine der ältesten Kulturpflanzen wurde Hanf schon ca. 5500 v. Chr. in Europa angebaut und früh für Garne und Faserstoffe verwendet. Die Nutzung von Hanffasern zur Papierherstellung ist bereits seit dem Mittelalter bekannt und war bis zum Ende des 19. JH. üblich. In Europa ist das Papier von Gmund aktuell jedoch das einzige großindustriell verfügbare Verpackungspapier aus dieser Pflanze.

Die Verwendung von Hanffasern für die Papierherstellung weist gegenüber der aktuell überwiegend eingesetzten Holzfaser eine Vielzahl an ökologischen Vorteilen auf: Nutzhanf ist eine sehr anspruchslose Pflanze, die als sehr resistent gilt - hierdurch kann beim Anbau weitgehend auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden.

Hanf ist zudem eine schnell wachsende Pflanze und kann 2-3 mal pro Jahr geerntet werden. Durch den schnellen Zuwachs und den hohen Zelluloseanteil ist der Flächenertrag der Pflanzenfasern für die Papierherstellung beim Nutzhanf ca. 4-5 mal größer als bei einem Wald. Die Hanffasern sind außerdem deutlich länger als Holzfasern, wodurch diese zum einen häufiger recycelt werden können und zum anderen eine höhere Festigkeit aufweisen. Und auch für die Böden bietet der Hanfanbau im Vergleich zu anderen Ackerkulturen Vorteile: mehr Humusaufbau durch tiefe Wurzeln und geringeren Düngebedarf. Der hohe Pollenanteil und die Samen sind gleichzeitig eine sehr gute Futterquelle für Insekten und Feldvögel.

Die Jury würdigt das ökologisch vorteilhafte, in Deutschland hergestellte Gmund Hanfpapier mit der Auszeichnung als Sieger in der Kategorie "Sonderpreis Verpackung 2022" des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.