Sieger Forschungspreis „Nachhaltige Entwicklungen“ 2012

Tomatenfisch (ASTAF-PRO)

  

Kurzbeschreibung des Projektes
Beim „Tomatenfisch“ (ASTAF-PRO) leben und gedeihen Fische und Tomaten gemeinsam in einem Gewächshaus. Das vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) entwickelte Aquaponiksystem kombiniert Fischzucht (Aquakultur) einerseits und Gemüsezucht mit Nährfilmtechnik (Hydroponik) andererseits. Aus den Stoffwechselprodukten der Fische entsteht im Biofilter Dünger für die Tomatenpflanzen. Das in der Fischzucht gebildete CO2 wird von den Pflanzen aufgenommen. Der Wasserdampf, den die Tomatenpflanzen über ihre Blätter abgeben, kondensiert in Kühlfallen und wird wieder in die Fischbecken geleitet. Durch diese Wasserrückgewinnung ist der Gebrauch von Frischwasser minimal. Ein patentiertes System reguliert die Wasser- und Nährstoffzufuhr zu den Pflanzen. Als Besatz kommen Warmwasser-Fischarten wie der Nilbarsch und Pflanzen wie Tomate, Gurke oder Kohlrabi in Betracht.

Prämierungs-Begründung der Jury
Nahrungsproduktion vor Ort, kaum CO2-Emissionen, geringer Wasserverbrauch – das sind drei überzeugende Argumente, die für das System Tomatenfisch sprechen und es zum Modell für das „Urban Farming“ machen. Durch ASTAF-PRO werden Lebensmittelproduktion und Wertschöpfungsketten wieder nachvollziehbar. Selbst in Gebieten, die für herkömmliche Landwirtschaft zu trocken sind, können geschlossene

 

Kreislaufsysteme wie ASTAF-PRO wegen ihres geringen Frischwasserverbrauchs genutzt werden. In Mitteleuropa ist das System besonders für Abwärmequellen wie Biogasanlagen und Blockheizkraftwerke interessant: Die dort freiwerdende Wärmeenergie kann zum Heizen des Wasser- und Pflanzenkreislaufes genutzt werden. ASTAF-PRO wird seit 2008 in einem 170 Quadratmeter großen Gewächshaus erfolgreich erprobt und optimiert. Die Markteinführung bereitet das IGB derzeit gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft vor, die Technologie ist in 38 Ländern patentiert. Für 2013 ist eine Deutschlandtour mit einer mobilen Aquaponikanlage sowie verschiedenen Informationsmedien geplant. ASTAF-PRO hat neue Perspektiven für die Nahrungsmittelproduktion entwickelt. Die Jury würdigt das Projekt mit der Vergabe des ersten Forschungspreises „Nachhaltige Entwicklungen“.

Hintergrund
Die Versorgung mit tierischem Eiweiß ist für die Ernährung der Weltbevölkerung von besonderer Bedeutung. Im Vergleich zu Eiweißlieferanten wie Rindern, Schweinen und Hühnern schont nachhaltig erzeugter Fisch die Umwelt, hat die effizienteste Futterverwertung, den geringsten CO2-Fußabdruck sowie mit ASTAF-PRO den bei weitem geringsten Wasserverbrauch. Er kann deshalb einen wesentlichen Beitrag zur Ernährung leisten, ohne Ökosysteme zu belasten. Weitere Informationen: www.igb-berlin.de/astafpro.html