Top 3 Forschungspreis „Nachhaltige Entwicklungen“ 2013

GLOWA Jordan River

  

Kurzbeschreibung des Projektes
Das Forschungsprojekt GLOWA Jordan River hat im Kleinen geschafft, was im Großen noch nicht gelingt: Israelische, jordanische, palästinensische und deutsche Forscher arbeiten gemeinsam mit Anwendern an Lösungen für die Konflikte um Wasser in einer krisen- und konflikt-beladenen Region. Die politischen Auseinandersetzungen entlang des Jordanflusses beeinträchtigen das Leben zehntausender Menschen in verschiedenen Staaten, weil sie den Zugang zu Wasser limitieren. Jede Lösung, die den Anwohnern hilft, muss also eine länderübergreifende Lösung sein. Das Team unter Federführung der Universität Tübingen hat innovative Ansätze und Werkzeuge für eine nachhaltige Nutzung des Wassers in der Jordanregion entwickelt. Es zeigt auf, dass und auf welche Weise grenzüberschreitende Kooperation für Nachhaltigkeit sorgen kann. Das Projektteam führte nicht nur rund 50 Partner aus ca. zehn Wissenschaftsdisziplinen, sondern auch eine Vielzahl hochrangiger Stakeholder aus Ministerien in Jordanien, Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten zusammen. Die so vernetzten Akteure führten ihr Wissen und ihre Erfahrungen zusammen und untersuchten, wie durch verschiedene Verfahren (z.B. Regenwassergewinnung, künstliche Grundwasseranreicherung, Wassertransfers, Entsalzung, Abwasserwiederaufbereitung) der zukünftige Bedarf der Anwohner gedeckt werden kann. Durch diese Optionen könnte bis 2050 je nach politischer und wirtschaftlicher Lage die regionale Wasserverfügbarkeit um 60 - 100% erhöht werden, auch ohne umstrittene Projekte wie einen Kanal vom Roten zum Toten Meer umzusetzen.Die Ergebnisse machte das Projektteam GLOWA Jordan River in eigens entwickelten öffentlichen Datenbanken allen Akteuren zugänglich. Zur Verstetigung des Dialogs soll ein durch die regionalen Partner getragenes Nachhaltigkeitszentrum eingerichtet werden.

Nominierungs-Begründung der Jury
Israelische, jordanische, palästinensische und deutsche Forscher arbeiten gemeinsam an Lösungen für die durch Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Landnutzungswandel verschärfte Wasserknappheit im Jordangebiet. Durch innovative Planungs- und Entscheidungstools werden kreative Konzepte für die Nutzung einer knappen Ressource in einem politischen Krisengebiet ermöglicht. Die regionalen Partner sind die Hauptakteure. Deutsche Wissenschaftler übernahmen die Rolle des Katalysators für den Dialog zwischen den drei Parteien. Maßnahmen zur Wassereinsparung wurden von und mit den Nutzern entwickelt und durch die Wissenschaftler verifiziert. Das Projekt GLOWA Jordan River hat einen grenzüberschreitenden, Frieden stiftenden Effekt. Es zeigt anwendbare Möglichkeiten auf zur Verhinderung eines zu befürchtenden Zukunftsszenarios „Kriege um Wasser“. Die Jury würdigt dies mit einer Nominierung für den Forschungspreis „Nachhaltige Entwicklungen“.

Hintergrund
Die Jordanregion steckt in einer massiven Wasserkrise. Die Bevölkerung wird sich in nur 20 Jahren verdoppeln und die existierende Wasserlücke auf einen Umfang anwachsen lassen, welcher dem gesamten heutigen Verbrauch entspricht. Wasser wird zudem nicht nachhaltig genutzt. Ein Großteil der Wasserressourcen fließt in die Bewässerungslandwirtschaft, die jedoch nur einen Bruchteil des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Weitere Informationen: www.glowa-jordan-river.de