Top 3 Deutscher Nachhaltigkeitspreis Forschung 2021

Waste-to-Resource-Unit – Urbane Bioökonomie zur ganzheitlichen Nutzung organischer Abfälle

In Städten fallen erhebliche Mengen von Lebensmittelabfällen an. Allein in Berlin sind es täglich etwa 1500 Tonnen. Diese werden derzeit üblicherweise kompostiert. Hierbei handelt es sich zwar um ein bewährtes Verfahren zur Nutzung organischer Abfälle; jedoch können aus den Lebensmittelabfällen keine hochwertigen Komponenten gewonnen werden, die sich direkt in der Lebensmittelproduktion einsetzen lassen. Hinzu kommt, dass die derzeitige Ver- und Entsorgungsinfrastruktur Konsumgüter unter hohem Ressourcenaufwand produziert, über weite Strecken transportiert und sich organische Verbindungen am Ort des Konsums anreichern.

Die „Waste-to-Resource-Unit“ soll die Umwandlung von organischen Reststoffen in hochwertige Rohstoffe ermöglichen. Die in Kantinen oder anderen Einrichtungen platzierte Bio-Raffinerie hygienisiert gemischte Lebensmittelabfälle wie bspw. Obst- und Gemüseschalen oder tierische Produkte und extrahiert einzelne Bestandteile wie z.B. Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen. Diese dienen zur Kultivierung gesundheitlich unbedenklicher und proteinreicher Mikroalgen im Inneren eines Bio-Reaktors, dem Herz der Bio-Raffinerie. So sind Algen u.a. in weiten Teilen Asiens bereits fester Bestandteil einer pflanzenbasierten Ernährung. Je nach Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle ist z.B. auch die Gewinnung von Pigmenten, Vitaminen, Antioxidantien uvm. mittels

moderner Technologien für die Lebensmittelproduktion und darüber hinaus möglich. Die Waste-to-Resource-Unit arbeitet hierbei automatisiert, kann dank ihrer Container-Bauweise modular zusammengesetzt werden und ist somit flexibel einsetzbar sowie mobil. Die Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft in Städten kann so gesteigert und die Umweltbelastung gesenkt werden. Lebensmittelabfälle werden auf diese Weise gleich am Entstehungsort sinnvoll weiterverarbeitet und leisten so einen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung. Neben der Nutzung lokaler Stoffströme und Schaffung einer Kreislaufwirtschaft würden hiermit auch Entsorgungsinfrastruktur und Transport gespart sowie hochwertige Arbeitsplätze und Geschäftsmöglichkeiten im städtischen Umfeld geschaffen.

Die Waste-to-Resource-Unit könnte erfolgreich den Kreislauf zwischen Lebensmittelabfällen, wie sie in großen Mengen im städtischen Umfeld vorkommen, und der Lebensmittelproduktion, die zumeist fernab der Städte stattfindet, schließen. Sie ermöglicht eine hochwertige Verwertung von Nahrungsmittelresten und reduziert Transportwege auf ein Minimum. Die Jury würdigt die Idee der Waste-to-Resource-Unit daher mit einer Platzierung unter den Top 3 des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Forschung.