Die Liste der Nominierten für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Globale Unternehmenspartnerschaften umfasst fünf Unternehmen der Textilbranche mit ihren Partnerkommunen im Globalen Süden. Diese Unternehmenspartnerschaften konnten sich unter allen Teilnehmenden durchsetzen und überzeugten die Assessmentpartner.
FashionPower GmbH macht es sich seit über 20 Jahren gemeinsam mit seinen Partnern Jinxia, Taicang Fangke, Ortex und Huatai in China zum Ziel, im Bereich Sport- und Outdoor-Bekleidung nachhaltige Produktionsketten zu schaffen und somit eine möglichst positive ökologische und soziale Wirkung zu erreichen.
Nicht nur streben die Partnerschaften eine Win-Win-Situation an, in der jeder Partner wirtschaftliche Gewinne erzielt und somit angemessene Gehälter zahlen, sichere Arbeitsplätze schaffen und Überstunden reduzieren kann. Die ökologischen (Negativ-)Auswirkungen im Produktionsprozess werden außerdem auf ein akzeptables Maß reduziert, indem der Verbrauch von Wasser und Energie um 60% reduziert, 70-80% weniger Chemikalien verwendet und CO2-Emissionen drastisch verringert werden:
Die Chemikalien, die normalerweise benötigt werden, um Sport- und Outdoor-Kleidung funktional zu machen, sind inzwischen durch Kohlenstoff aus Kaffeesatz und Kokosnussschalen ersetzt worden. Beide wiederverwendeten Abfallprodukte sorgen dafür, dass die Kleidung atmungsaktiv ist, bis 90 % der Gerüche absorbiert und UV-Schutz bietet. Anhand dieser Methoden ist es bereits gelungen, eine große Menge der Artikel aus recycelten oder upgecycelten Materialien und durch Kreislauflösungen anstelle von Chemikalien herzustellen. Fossile Rohstoffe, insbesondere Erdöl, werden somit immer weniger gebraucht.
Seit Gründung im Jahr 2007 hat es sich ARMEDANGELS zur Aufgabe gemacht, die Dinge anders zu machen: Fair Fashion statt Fast Fashion und Bio-Baumwolle statt konventioneller Baumwolle. Die Textilindustrie ist ein dreckiges Geschäft. Der Umstieg vom konventionellen auf einen kontrollierten, biologischen Anbau von Baumwolle ist ein 3-jähriger Prozess, der immer wieder neue Kenntnisse und Techniken der Bewirtschaftung verlangt. Viele Bauer/innen schaffen es nicht allein und geben wieder auf. Nur ca. 1% der weltweit angebauten Baumwolle ist bio. Aus dem Grund hat das Unternehmen im Frühjahr 2018 gemeinsam mit seinem indischen Partner Suminter India Organics die ARMEDANGELS Organic Farmers Association gegründet: Ein radikales Experiment, in dem zusammen mit mehr als 500 Kleinbauern/innen in Gujarat, Indien, nach und nach konventionelle Baumwollfelder in biologische und regenerative umgewandelt werden. Die Ergebnisse sind jetzt schon beeindruckend: Die Artenvielfalt hat zugenommen, die Bodenfruchtbarkeit wurde verbessert, das Grundwasser geschützt und der Klimakrise durch eine höhere Kohlenstoffspeicherkapazität des Bodens entgegengewirkt.
Darüber hinaus arbeitet ARMEDANGELS kontinuierlich an fairen Arbeitsbedingungen und einer transparenten Lieferkette. Heute ist ARMEDANGELS nicht nur GOTS- und GRS-zertifiziert, sondern seit 2015 auch Mitglied der Fair Wear Foundation und mit dem Status Leader ausgezeichnet.
Die bis ins Jahr 1991 zurückreichende Partnerschaft zwischen Deuter und Duke in Vietnam bricht mit den Traditionen üblicher Unternehmenspartnerschaften in der Textilbranche: Anstatt wirtschaftlich von einem ständigen Lieferantenwechsel zu profitieren, hat Deuter vor über 30 Jahren einen anderen Weg eingeschlagen und sich für eine Partnerschaft mit nur zwei Lieferanten entschieden; einer dieser Partner ist Duke. Die Basis dieser erfolgreichen Partnerschaft bildet ein vertrauensvolles Verhältnis und die Einbindung Dukes in verschiedene Planungsprozesse seitens Deuter. So wird die Auftragslage zum Beispiel auf eine Weise geplant, die eine ausgewogene Produktion garantiert und übermäßige Überstunden verhindert. Außerdem beschränkt sich die Partnerschaft nicht lediglich auf die Produktion selbst: Alle Muster werden bereits vom Design Team in Vietnam hergestellt und Duke unterhält darüber hinaus ein Pufferlager und übernimmt einen Großteil der internationalen Logistik für Deuter.
Darüber hinaus sorgt Deuter auch in Krisenzeiten für sichere Arbeitsplätze, indem das Unternehmen auf Auftragsstornierungen verzichtet und stets in engem Austausch mit Vina Duke steht. Dies sichert die Arbeitsplätze in den Produktionsstätten auch während der Covid-19 Pandemie.
Das Textilunternehmen KAYA&KATO GmbH bezieht einen Großteil seiner Rohstoffe und Bio-Baumwolle in Kooperation mit dem Partnerunternehmen GADC (Gulu Agricultural Development Company) von Klein- und Kleinstbauern aus dem Norden Ugandas. Seine Anfänge fand die auf Fairness und einem Arbeiten auf Augenhöhe geprägte Partnerschaft vor über fünf Jahren in enger Zusammenarbeit mit Elmer und Zweifel. Teil der Partnerschaft mit GADC sind unter anderem gezielte Schulungsmaßnahmen vor Ort in Hinblick auf den ökologischen Anbau von Baumwolle. Außerdem werden mit den Bauern schon vor der Ernte faire, feste Abnahmepreise für deren Erträge vereinbart, wodurch sie sich auf eine langfristige Zusammenarbeit verlassen können.
Darüber hinaus hat KAYA&KATO 2019 in einem Kooperationsprojekt mit IBM und der Unterstützung von Elmer & Zweifel die Blockchain basierte Plattform „textile trust“ entwickelt. Die textile Lieferkette des Unternehmens wird dadurch (auch für den Endkonsumenten) transparent von der Ernte der Bio-Baumwolle in Uganda bis zum fertigen Produkt digital abgebildet. Auch wird die GADC somit an neue Technologien angebunden und erhält die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen beziehungsweise sich westlichen Märkte anzuschießen, was wiederum zur Förderung des nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der Region Gulu, Uganda beiträgt.
Die Produktidee von Kipepeo-Clothing entstand während eines Schulprojektes in Tansania und fand ihre gelungene Umsetzung in der Partnerschaft zwischen Kipepeo-Clothing und Kiboko Leisure Wear. Gemeinsam fertigen und vermarkten die beiden Unternehmen Erwachsenen-, Kinder- und Babykleidung aus 100% Bio-Baumwolle, deren Motive im Naturkundeunterricht von Kindern in Ostafrika gezeichnet werden. Die Bio-Baumwolle, aus der Kipepeo-Produkte bei Kiboko Leisure Wear/StraightlineEnterprises Ltd. hergestellt werden, werden von der Biosustain Kleinbauer-Kooperative in Singida, Tansania bezogen, wo Baumwolle auf natürliche Art, ohne chemische Pestizide und Düngemittel, im kleinbäuerlichen Regenfeldbau kultiviert wird.
Durch den Verkauf dieser Produkte unterstützt Kipepeo-Clothing drei Schulprojekte in Tansania und Kenia, indem das Unternehmen Schulgebühren übernimmt, Utensilien zur Verfügung stellt und den Bau neuer Gebäude unterstützt. Neben der Produktion eigener Produkte arbeiten die beiden Unternehmen zusammen an der Abwicklung weiterer Produktionen für Modelabels aus Europa. Die gesamte Zusammenarbeit beruht auf den Grundprinzipien der Ganzheitlichkeit, Nachhaltigkeit, Transparenz und Fairness.