Das Gartenhaus von Florian Nagler Architekten ist als Erweiterung der eigenen Wohn- und Büroflächen im bestehenden Vorderhaus konzipiert. Fast zwei Jahre nach Fertigstellung wirkt es, als hätte es schon immer im naturbelassenen, idyllischen Garten gestanden, in stimmiger Beziehung zu Vorderhaus und Nachbarbebauungen.
Städtebaulich und architektonisch überzeugend und ästhetisch berührend ist das Haus aber eigentlich ein Forschungsgebäude, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Lehren aus reduzierter Bautechnik und optimierter Raumluft- und Wohnqualität der Forschungshäuser in Bad Aibling nun in eigener Regie als Bauherr, Architekt und teilweise ausführender Zimmermann konsequent weiterzuentwickeln. Ziel war eine Bauweise, die Ressourcen schont, Energie spart und trotzdem behaglich ist. Insbesondere die grauen Emissionen werden durch vollständigen Verzicht auf Zement weiter minimiert.
Das sortenreine Holzhaus mit Lehmdecken steht auf 52 wurzelschützenden Stahl-Schraubfundamenten. Aufgrund einer unter dem Haus liegenden Versickerungsmulde greift es nicht in den Wasserkreislauf des Grundstücks ein. Tiefliegende Fensterlaibungen mit integrierten Fensterläden dienen dem Sonnen- und Witterungsschutz und ein flachgeneigtes, überstehendes Dach vermeidet Reparaturen, bietet Wetterschutz für die Fassaden und schafft großzügige Raumhöhen im Obergeschoss. Luftkammern in der Massivholzwand verbessern deren Dämmwert.
Das dreigeschossige Gebäude bietet flächeneffiziente Grundrisse für Wohnen und/oder Arbeiten und ist aufgrund unbehandelter Holzoberflächen komplett schadstofffrei. Insgesamt ist das Vorhaben ein positives Beispiel für die Nachverdichtung bestehender Baugebiete. Die weitgehend vorgefertigten, leichten Holzwände wurden mit einem Kranwagen über das Vorderhaus gehoben, das gesamte Gebäude in nur sechs Monaten Bauzeit fertiggestellt.
Alle in der Projektbeschreibung dargelegten Details, von der Ökologie über die Energieeffizienz bis zu den wiederverwendbaren regionalen Baustoffen, belegen die überzeugende Bilanz der traditionellen Bauweise mit Empathie für den Ort. Vor allem aber überzeugt das Haus die Jury durch seine ansprechende Gestaltung. Schönheit als Funktion der Nachhaltigkeit. Dabei spielt die reduzierte Materialwahl der gestalterischen Qualität in die Hände. Ein Haus, das in allen Details überzeugt und dann noch gut riecht und toll aussieht! Dazu passt auch die spontane Zwischenbilanz „Alle sind glücklich“, die Florian Nagler bei einem Besuch vor Ort spontan getroffen hat.