Jurybegründung zur Nominierung

Der Holzhut –
Firmenzentrale und Betriebsstätte

Die Firmenzentrale und Betriebsstätte des Familienunternehmens Hald & Grunewald in Rottenburg-Ergenzingen demonstriert hervorragend, wie ressourcen- und emissionseffizientes Neu-Bauen für Industrie und Handel gelingen kann. Verwendet wurden nachwachsende Rohstoffe, sowohl für baukonstruktive Elemente, als auch für Ausbauten. Der zum Betrieb notwendige Ressourceneinsatz ist minimiert und wird teilweise durch eine eigenständige Versorgung gedeckt.

Das mittelständische Unternehmen bietet Flurförderfahrzeuge und Containerraumlösungen zum Kaufen und Mieten an. Da die Betriebsflächen am alten Standort nicht erweitert werden konnten, entschied man sich zum Neubau. Der Entwurf von rundzwei Architekten fasst die notwendige flächenintensive Nutzung von rund 3.000 Quadratmetern für die Ausstellung der Kauf- und Mietobjekte und weiteren 1.000 Quadratmetern Bürofläche für Verwaltung und Verkauf, verteilt auf drei Geschossen, flächensparend in einem kompakten Bauvolumen zusammen.

An Fassade und Innenräumen kam unbehandeltes Holz zum Einsatz, das im Innenraum dank seiner vorteilhaften hygroskopischen Eigenschaften zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit und somit zur Verbesserung des Raumklimas beiträgt. Der Holz-Beton-Hybridbau ist mit Holzfaserstoffen entsprechend Niedrigenergiestandard gedämmt.

Über die begrünten Dachflächen wird Regenwasser gesammelt, in Zisternen gespeichert und für betriebliche Zwecke genutzt. Überschüssiges Wasser wird in offenen Mulden auf den Freiflächen versickert. Ein Blockheizkraftwerk, teilweise betrieben mit Biogas, speist den bauteilaktivierten Boden in einigen Gebäudebereichen.

Die gestaltprägende Lamellenkonstruktion des umlaufenden Vordachs, das wie ein „Holzhut“ auf dem Baukörper sitzt, ist aus karbonisiertem Lärchenholz ausgeführt.  Durch kontrolliertes Beflammen wurde die Holzoberfläche versiegelt, wodurch die Dauerhaftigkeit der frei bewitterten Verkleidung erhöht wird. So wird diese jahrhundertalte Technik in einer sehr angemessenen Anwendung für das moderne und nachhaltige Bauen wiederentdeckt. Eine Referenz für das Verwenden nachwachsender, auf natürlichen Weg haltbar gemachter Baustoffe.

Die Jury würdigt das vorbildhafte Umgehen mit einer Bauaufgabe, die leider allzu oft mit wenig Anspruch geplant und ausgeführt wird: dem Neubau für Industrie und Handel. Wenn Neu-Bauen und damit eine weitere Flächenversiegelung unabdingbar ist, dann doch mindestens in einem ähnlich hohen Standard hinsichtlich Emissions- und Ressourceneffizienz, den das Projekt Holzhut vorgibt.