Das Integrative Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes e. V. in der Dresdner Johannstadt steht exemplarisch für die gelungene Transformation einer brachliegenden Industriefläche zu einem lebendigen Ort des sozialen Miteinanders. Unter der Planung von Alexander Poetzsch Architekturen BDA wurde das alte Fabrikgelände reaktiviert und mit größtmöglichem Respekt vor der vorhandenen Bausubstanz saniert und umgebaut. Die Vorgefundene Struktur wurde weitgehend erhalten, nur punktuell erweitert und aufgestockt. Die Geschichte des Gebäudes, das seit 1921 unter anderem als Schokoladen- und Marzipanfabrik wie auch als Autoteile- und Plattenwerk genutzt wurde, bleibt weiterhin erlebbar.
Die integrative Nutzung des Gebäudes umfasst nun eine Beratungsstelle, Verwaltungs- und Konferenzräume, eine therapeutische Wohngemeinschaft, einen Jugendklub, eine Werkstatt und eine kleine Bibliothek. Im Herzen des Projektes finden die vielfältigen Funktionen einen neuen, offenen Begegnungsort in der vom Dach befreiten früheren Fabrikhalle. Der ikonische Schornstein, ein charakteristisches Merkmal des Areals, blieb erhalten und zeugt von der industriellen Vergangenheit.
Der Innovationsgehalt des Projektes liegt in dem sensiblen, minimalen Eingriff in den Bestand, der auf Wieder- und Weiterverwendung der vorhandenen Bausubstanz setzt. Dadurch wurde nicht nur Material und Energie eingespart, dass bei einem Abriss und Neubau angefallen wäre, auch die Investitionskosten konnten gegenüber einem vergleichbaren Neubau reduziert werden. Zudem wurden keine neuen Flächen versiegelt, was den ökologischen Fußabdruck des Projekts weiter minimiert. Der Einsatz wartungsarmer Oberflächen und Einbauteile, sowie der Verzicht auf aufwendige Haustechnik gewährleisten darüber hinaus einen langfristig stabilen und nachhaltigen Unterhalt des Gebäudes.
Auch wenn das Gebäude in Bezug auf die Betriebsenergie, aufgrund des begrenzten Budgets des Bauherrn nicht noch weiter optimiert werden konnte, würdigt die Jury den Ansatz, aus dem Vorhanden mit begrenzten Mitteln das Bestmögliche herauszuholen. Als Begegnungsort für die Menschen des Stadtteils und als Wirkungsstätte für Kinder, Jugendliche und deren Familien kann die Geschichte des Gebäudes nun weitergeschrieben werden.
Das Projekt setzt Maßstäbe für den verantwortungsvollen Umgang mit bestehenden Bauwerken und zeigt eindrucksvoll, wie hieraus zukunftsweisende Lösungen entwickelt werden können, die sowohl architektonischen als auch sozialen Anforderungen gerecht werden.