Jurybegründung

IGS Integrierte Gesamtschule Rinteln

Das Schulgebäude für die integrierte Gesamtschule in Rinteln/Niedersachsen zeichnet sich außen wie innen durch die konsequente Umsetzung einer Holz-Beton-Hybridbauweise aus und macht eine zukunftsweisende und klimaschonende Architektur für Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen nicht nur sichtbar, sondern auch sinnlich erlebbar.

Räume prägen Menschen! Wir alle können uns an unsere Schule und die Klassenräume erinnern – auch was sie ermöglicht, oder verhindert haben. Eine Schule soll sowohl gute Lernorte als auch gute Lebensräume bieten. Den Architekten Bez und Kock gelingt all das durch ein geeignetes Grundrisskonzept mit Klassenclustern und Innenhöfen, mit der Dominanz des Materials Holz und einer klaren und gut detaillierten Gestaltung.

Der aus einem Wettbewerbsgewinn hervorgegangene kompakte zweigeschossige Schulbau, vervollständigt einen bestehenden Schulcampus und nutzt vorteilhaft Funktionen und Synergien mit den bereits vorhandenen Nutzungsangeboten.

Die in Niedersachsen bei großen Schulbauten noch ungewöhnliche Bauweise mit Holz wurde im Vorfeld der Planung auch wirtschaftlich mit einer konventionellen Bauweise verglichen. So konnte der Bauherr nicht nur die Vorteile der verkürzten Bauzeit durch Vorfertigung nutzen, sondern auch sicher sein, dass durch die nachhaltigere Bauweise keine Mehrkosten entstehen würden. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Lärchenholz der Fassaden aus der eigenen Forstwirtschaft des Bauherrn kommt und dadurch geringe Transportemissionen aufweist. Die hochwertigen Holzoberflächen von Konstruktion und Wandflächen geben dem Schulbau seinen warmen und freundlichen Charakter. Selbst die Möblierung in den Clustermitten, die hervorragend als sozialer und kommunikativer Treffpunkt funktionieren, jedoch auch für neue Unterrichtsformen nutzbar sind, ist harmonisch aus hellem Holz gefertigt.

Das Material wird zum aktiv erlebbaren Teil des Gebäudes, die große räumliche Qualität zum dritten Pädagogen. Eine gute Alterung der Materialien und die lange Nutzung des Gebäudes ist damit vorprogrammiert. Der vorgelagerte Eingangsbereich ist als Arkadengang ausgebildet und wird als gut nutzbare und einladende Zwischenzone für das gesamte Gebäude gelobt.

Die Jury würdigt die bewusste und integrale Planung des Projektes, die sowohl zu einem Lowtech Ansatz, wie aber auch zu einer flexiblen Konstruktionsart geführt hat. Dank der Demontierbarkeit der Holzbauteile kann auf Veränderungen im pädagogischen Konzept reagiert werden, Rückbau ist ebenfalls möglich.

Zu den atmosphärischen Vorteilen der hybriden Holzkonstruktion kommen die klimatisch positiven Auswirkungen, die gerade jetzt in unserer Zeit von großer Bedeutung sind. Jeder Neubau muss mit einer reduzierten CO2 Emission dazu beitragen. Bei der IGS wurden bei der Errichtung des Gebäudes entscheidende Reduzierungen erreicht, die auch für die Lebenszyklusbetrachtung relevant sind. Der Energiebedarf im Betrieb wird durch passive Maßnahmen, mit minimierter technischer Gebäudeausrüstung, wie Nachtauskühlung mit Oberlichtern erzielt. Eine Photovoltaikanlage deckt nahezu den prognostizierten Strombedarf des Gebäudes. Die Fernwärme wird aus Biogas eines benachbarten (ca. 300m entfernten) Bauernhofs gewonnen.

Die IGS integrierte Gesamtschule in Rinteln ist ein beispielhafter Schulbau, der mutig und ästhetisch zeigt, wie mit hohem Holzanteil zukunftsweisend gute Räume erlebbar gemacht und auch wirtschaftlich erstellt werden können. Neubauten ohne einen hohen Anteil nachwachsender, CO2 reduzierter Baustoffe, helfen dem Klima nicht. Positiv wird auch der Erhalt der ehemaligen Schule gewertet, die zur Nachnutzung für die Gemeinde umgebaut wird.

Projektbeteiligte: bez+kock architekten bda/Landkreis Schaumburg, Stadthagen