Nordseeinsel Juist
Die Nordseeinsel Juist ist „Deutschlands nachhaltigste Gemeinde 2015″.
Die mit ca. 1.500 Einwohnern vergleichsweise kleine Gemeinde Juist nutzt das Konzept des nachhaltigen Tourismus als Katalysator für eine ganzheitlich überzeugende Nachhaltigkeitsleistung. Die Nordseeinsel
begegnet den durch ihre Lage bedingten besonderen Herausforderungen mit innovativen und kreativen Maßnahmen und nutzt Nachhaltigkeit mustergültig als Wirtschaftsfaktor.
Juist ist Vorreiter mit Blick auf den nachhaltigen Tourismus. Mit dem Leitbild eines CO2-armen Urlaubsortes adressiert die Gemeinde gezielt klimabewusste und nachhaltigkeitsaffine Reisende. Dabei werden die Belange der Gäste durch ein Gästeparlament, bestehend aus zehn gewählten Repräsentanten, in entsprechende Entscheidungsfindungsprozesse eingebunden. Als autofreie Insel sind im gesamten Gebiet ausschließlich Fahrrad- und Fußverkehr sowie Transporte durch Pferdefuhrwerke zur Fortbewegung zugelassen. Zudem werden die Gäste motiviert, mit Bahn oder Fernbus anzureisen. Um den saisonalen Schwankungen des Tourismus entgegen zu wirken und Kurzzeitstellen in Ganzjahresstellen zu überführen, wird durch Schaffung von ganzjährigen nachhaltig orientierten Angeboten (wie Informationen zu nachhaltigem Konsum) eine Saisonverlängerung angestrebt.
Eine zentrale Stellung in der Juister Nachhaltigkeitspolitik nimmt der Klimaschutz ein, nicht zuletzt, da die Insel bspw. durch Sturmfluten und Anstieg des Meeresspiegels unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Entsprechende Maßnahmen basieren auf einem integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept, das im Rahmen einer vorbildlichen interkommunalen Zusammenarbeit mit Norderney, Baltrum und Norden erarbeitet wurde. Ein Klimaschutzmanager ist für die Umsetzung verantwortlich.
Die Projekte KlimaInsel Juist und Energiewende Juist beinhalten umfassende Maßnahmenpakete für Unternehmen, Bevölkerung und Gäste zur Erreichung der angestrebten und für die Insel prioritären Klimaneutralität bis 2030. Beispielsweise soll ein Klimaschutzfonds geschaffen werden, der mit freiwilligen Abgaben von Gästen gespeist wird. Des Weiteren erfolgt 90 % der Straßenbeleuchtung über LED-Lampen. Zum Monitoring der Maßnahmen wurde 2008 und 2010 jeweils ein CO2-Fußabruck erstellt. Dabei wurde der IST-Zustand und die Nutzungsmöglichkeiten der regenerativen Energien mit Fokus auf Wind, Sonne, Geothermie und Biomasse eruiert. Die niedersächsische Insel ist zudem Hotspot der Biodiversität: 80 % der Insel ist Schutzgebiet im Nationalpark “Niedersächsisches Wattenmeer”.
Seit 2015 ist die Nachhaltigkeitsarbeit auch institutionell verankert: Für die Aktivierung des Nachhaltigkeitsprozesses, die Sicherung der Erfolge und Evaluierung der Maßnahmen setzt der Gemeinderat Juist einen Nachhaltigkeitsbeauftragten ein. Dieser leitet den gleichermaßen neu eingesetzten Nachhaltigkeitsrat, aktiviert den Nachhaltigkeitsprozess, sichert Erfolge und evaluiert die Maßnahmen.
Juist ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen, Nachhaltigkeit als zentralen Wirtschaftsfaktor zu etablieren und gleichzeitig partizipativ zu gestalten. Die Jury würdigt die konsequente und authentische Nachhaltigkeitspolitik der Nordseeinsel und wählt Juist zur “Deutschlands nachhaltigsten Gemeinde 2015″.