Stadt St. Ingbert

Die saarländische Kommune St. Ingbert im UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau bringt ihr nachhaltiges Handeln durch die bemerkenswerte Interaktion zwischen Politik, Verwaltung, lokaler Wirtschaft und Zivilgesellschaft weiter voran. Im Rahmen der Erstellung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie gründete die „Global Nachhaltige Kommune“ einen eigenen Nachhaltigkeits-rat, welcher die zahlreichen Aktivitäten miteinander vernetzt und weiterentwickelt. Dabei gilt die Devise: „Mitmachen kann jeder!“

Die ausgeprägte Naturverbundenheit als Resultat der einzigartigen Stadt-Land-Beziehung zwischen St. Ingbert und dem Bliesgau spiegelt sich in diversen Projekten zur Förderung der Biodiversität wider, die gleichzeitig die Teilhabe der Bürger/innen in den Mittelpunkt stellt. Ein besonderes Leuchtturmprojekt stellt hierbei Deutschlands einzige Biosphären-VHS dar, welche Kurse mit dem Schwerpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung anbietet. So werden bspw. im „Reparatur-Café“ Alltagsgegenstände repariert statt weggeworfen. Beim Upcycling-Projekt „BiosphärenART“ werden ansprechende Kunst- und Dekorationsobjekte aus überschüssigen Konsumgütern oder Industrieabfällen hergestellt. Ein weiteres kulturelles Highlight ist das jährlich stattfindende „Bundesfilmfestival“ für junge Filmemacher. Darüber hinaus sorgt eine eigene Koordinierungsstelle für Vereinsarbeit für die Vernetzung der etwa 300 ortsansässigen Vereine.

Als Modellkommune der „Siedlungsnaturschutz-Kampagne“ setzt St. Ingbert auf eine naturnahe Stadtstruktur u.a. durch

Blüh- und Streuobstwiesen, den Rathausgarten oder Beweidungsprojekte. Ein Gartenwettbewerb prämiert vorbildliche „Bienenfreundliche Gärten“ und wirbt so für den Erhalt heimischer Pflanzen und die Erhöhung der Artenvielfalt. Im Rahmen der „Null-Emissions-Strategie“ wurde die Innenstadt an das Nahwärmenetz eines Biomasseheizwerks angeschlossen. Strenge Richtlinien in der Bauleitplanung von gewerblichen Immobilien sorgen nicht nur für Energie- und Ressourcen-einsparungen auf unternehmerischer Seite, sondern machen St. Ingbert zunehmend zum attraktiven Standort für nachhaltige Geschäftsmodelle.

Im Bereich Mobilität setzt die Kommune auf ein außer-gewöhnliches Konzept: Durch das Rotationssystem „INGO“ wohnt kein Bürger mehr als 200 Meter von der nächsten Haltestelle entfernt. Selbst in den Vororten wird mindestens alle 30 Minuten eine Busverbindung garantiert. Für mehr Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe werden mobilitätseingeschränkte Menschen durch den Lotsen-Service „mobisaar“ kostenlos bei Bus- und Bahnfahrten begleitet.

St. Ingbert gelingt es, Nachhaltigkeit alltagstauglich und erlebbar für alle Bürger/innen zu gestalten. Die Jury würdigt das breit gefächerte, partizipative Nachhaltigkeitsengagement der Biosphären-Stadt mit einer Platzierung unter die Top 3 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Städte mittlerer Größe 2020“.