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Bestandserhalt im Fokus der Nominierten beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur.

Düsseldorf/Stuttgart, 31.8.2023 – Neun Projekte wurden von der Fachjury für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur nominiert. Die vielfältige Auswahl legt den Fokus auf Klima- und Ressourcenschutz sowie die Bewahrung der Biodiversität. Dies gelingt den Nominierten vor allem mittels Reduktion von CO2-Emissionen durch den Erhalt von Bestandsbauten sowie andere Bauweisen im Neubau. 2023 wird die renommierte Auszeichnung zum elften Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des 16. Deutschen Nachhaltigkeitstages am 24. November 2023 in Düsseldorf.

„Die große Anzahl an Bewerbungen für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur zeigt, dass das nachhaltige Bauen bei Planenden und Bauherrinnen sowie Bauherren angekommen ist“, sagt DGNB Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Ich freue mich, dass zahlreiche Nominierte Antworten auf die größte Aufgabe unserer Branche liefern, indem sie zeigen, wie wir unseren Bestand auf vielseitige Weise erhalten können, anstatt ihn voreilig abzureißen. Darüber hinaus treffen viele der ausgewählten Projekte eine vorbildhafte Materialwahl im Sinne des zirkulären, rückbaufreundlichen Bauens und legen das Potenzial natürlicher, CO2-reduzierter Materialien offen.“

Beispielgebende Nominierungen für eine neue Umbaukultur

Mit dem Erhalt von Bestandsbauten beschäftigten sich gleich vier der nominierten Projekte. Ganz im Sinne einer zeitgemäßen neuen Umbaukultur steht die U-förmige, ehemalige Distributionshalle amerikanischer Streitkräfte in Mannheim, die für die Bundesgartenschau (BUGA) 2023 zu einem charaktervollen Funktionsbau für Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Gastronomieflächen umgebaut wurde. Überzeugend und mit hohem ästhetischem Anspruch wurde der Bestand in die Zukunft überführt und ein Neubau für die Nutzung im Rahmen der BUGA-Ausstellung vermieden.

In München-Schwabing wurde ein viergeschossiges, ausgedientes Verwaltungsgebäude zur neuen Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins ressourcenschonend revitalisiert und aufgestockt. Mit einem Low-Tech-Klimakonzept sowie der sinnvollen Verwendung von Holz zur Aufstockung und für die Fassade setzt der Verein ein klares Zeichen für den Bestandserhalt und das Weiterbauen in einem von Neubauten dominierten Umfeld.

Das Sanierungs- und Erweiterungsprojekt der Wilhelm-Arnoul-Schule in Mörfelden-Walldorf überzeugte die Jury durch den verantwortungsbewussten Umgang mit der Planungs- und Bauaufgabe, einen beispielhaften Ort zum Lernen und Lehren zu schaffen. Neben dem Bestandserhalt und der konsequenten Berücksichtigung der Aspekte Wiederverwendbarkeit sowie Rückbaubarkeit wurde die Schulgemeinde in einem partizipativen Prozess mit einbezogen.

Ebenfalls nominiert wurde das Congress Center Hamburg. Die grundlegende Modernisierung, Neustrukturierung sowie Erweiterung um einen repräsentativen Eingangsbereich diente dem Ziel, die Anzahl der Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer langfristig steigern zu können. Die Jury lobt die gekonnte Transformation des 70er-Jahre-Baus in einen modernen und zeitgemäßen Veranstaltungsort.

Klimaschutz, Ressourcenschonung und Biodiversitätserhalt im Fokus

Die fünf weiteren Projekte erreichten eine Nominierung vor allem dadurch, dass sie Klima- und Ressourcenschutz sowie den Erhalt der Biodiversität in den Mittelpunkt der Neubauplanung rückten. Angesiedelt im sozial-ökologischen Modellquartier Ellener Hof in Bremen-Osterholz überzeugte die Jury ein Gebäudeensemble für soziales Wohnen und Kindertagesstätte. Die beiden fünf- beziehungsweise zweigeschossigen Gebäude wurden mit einem hohen Interesse an Kreislauffähigkeit umgesetzt – gekennzeichnet durch die CO2-neutrale Bauweise mit Low-Tech-Klimakonzept, einer geplanten Nutzungsdauer von über 100 Jahren sowie die Rückbaubarkeit.

In Frankfurt am Main wurde mit dem Gymnasium Frankfurt-Nord Europas derzeit größte Schule in modularer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Als beispielhaft sieht die Jury die flexible und zirkuläre Bauweise der „Wanderschule“, die nach Auszug des Gymnasiums als Ausweichquartier für andere Schulen dienen soll. Das Konzept liefert damit eine Antwort auf die Herausforderung vieler Städte, in den nächsten Jahren Schülerinnen und Schülern in ausreichendem Maße Räume und Chancen für eine gute Entwicklung zu bieten.

Mit dem Wohn- und Geschäftshaus „Buggi 52“ in Freiburg wurde ein siebengeschossiges Projekt nominiert, das vorbildhaft aufzeigt, wie kostengünstiger und sozial ausgewogener Wohnraum mit einer ressourcenschonenden Bauweise kombiniert werden kann. Die Jury lobt den Holzbau mit Nutzungsmix und hochwertigen Räumen bei geringem Materialeinsatz als beispielhaften Neubau mit hohem Anteil nachwachsender, CO2-speichernder Baustoffe.

Ein vorbildhafter Umgang mit dem Baustoff Holz wird auch dem nominierten Ausstellungsbau Kunstraum Kassel zugeschrieben. Das zurückhaltende Gebäude ist einfach zu montieren und rückbaufreundlich. Überzeugend fand die Jury darüber hinaus das Zusammenspiel aus hoher Architekturqualität, Funktionalität, Einbindung in den denkmalgeschützten Bestand und einfacher, aber hochwertiger Konstruktion mit einem nachhaltigen Low-Tech-Konzept.

Die neu errichtete Firmenzentrale und Betriebsstätte des Familienunternehmens Hald & Grunewald in Rottenburg-Ergenzingen in Holz-Beton-Hybridbauweise wurde auf drei Geschossen als „Holzhut“ flächensparend in einem kompakten Bauvolumen umgesetzt. Die Jury würdigt den hohen Standard hinsichtlich Emissions- und Ressourceneffizienz dieses Neubaus, der bei vergleichbaren Bauaufgaben viel zu oft fehlt.

Fachjury bestimmt auch Finalisten und Siegerprojekt

Ermittelt wurden die Nominierten von einer in Zusammenarbeit mit der DGNB neu zusammengesetzten, hochkarätigen Fachjury mit Expertinnen und Experten aus Architektur, Bauen und Gesellschaft. Dieses von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis ernannte Preisgremium wählt auch die Finalisten sowie das Gewinnerprojekt aus, das bei der Preisverleihung beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitstag am 24. November 2023 in Düsseldorf bekanntgegeben wird.

Weitere Informationen sowie alle Jurybegründungen im Detail gibt es unter www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/architektur und www.dgnb.de.

Die diesjährigen Jurymitglieder sind:

  • Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt
  • Martin Haas, haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050
  • Prof. Thorsten Helbig, knippershelbig GmbH
  • Prof. Fabienne Hoelzel, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  • Markus Lehrmann, Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
  • Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur
  • Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen, Bergische Universität Wuppertal
  • Prof. Matthias Rudolph, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  • Prof. Amandus Samsøe Sattler, ensømble studio architektur Berlin
  • Beatrice Soltys, Baubürgermeisterin Stadt Fellbach
  • Stephan Weber, Architektenkammer Baden-Württemberg

 

Die Nominierten mit den ausgewählten Projektbeteiligten in der Übersicht:

Bundesgeschäftsstelle Deutscher Alpenverein, München-Schwabing

  • Bauherr: Deutscher Alpenverein e.V.
  • Architekt (Konzeption und Entwurf): hiendl schineis architektenpartnerschaft
  • Entwurfsplanung und Realisierung: ELEMENT A · Architekten BDA, Christian Taufenbach
  • Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung: merz kley partner, Dornbirn
  • Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung: Transsolar Energietechnik GmbH, München
  • Landschaftsarchitektur: mk.landschaft, München

Revitalisierung Congress Center Hamburg, Hamburg

  • Bauherr: CCH Immobilien GmbH & Co.KG
  • Architekt: ARGE agn Leusmann/TIM HUPE Architekten
  • Nachhaltigkeitsmanagement/ -monitoring: ikl Ingenieurbüro Prof. Dr.-Ing. Kunibert Lennerts GmbH
  • Tragwerksplanung: ARGE WETZEL & von SEHT mit WTM ENGINEERS GmbH, Hamburg
  • Fassadenplanung: R+R Fuchs, München
  • Bauphysik und Bauakustik: Müller-BBM GmbH, Berlin
  • Brandschutz: HHP West Ingenieure GmbH, Bielefeld
  • Bauleitung: LV-Baumanagement AG, Hamburg

U-Halle, Mannheim

  • Bauherr: Bundesgartenschau Mannheim 2023 gGmbH
  • Architekt: Hütten & Paläste
  • Haustechnik: SBI GmbH, Walldorf
  • Brandschutz: Stümpert-Strunk GmbH, Ludwigshafen

Kunstraum Kassel

  • Bauherr: Universität Kassel, Abteilung V – Bau
  • Architekt: Innauer Matt Architekten ZT GmbH
  • Ausschreibung/Bauleitung: pape+pape Architekten, Kassel/EHS Ingenieure, Lohfelden
  • Statik: Merz Kley Partner ZT GmbH, Dornbirn
  • Elektroplanung: kbi - keydel bock ingenieure GmbH, Göttingen
  • Bauphysik: DI Günter Meusburger, Schwarzenberg
  • Landschaftsarchitektur: Schöne Aussichten Landschaftsarchitektur, Kassel
  • Lichtlinsen: Glas Marte, Bregenz

Wilhelm-Arnoul-Schule, Mörfelden-Walldorf

  • Bauherr: Kreisverwaltung des Kreises Groß-Gerau
  • Architektur: opus Architekten BDA
  • Tragwerksplanung/Bauphysik: Fast + Epp, Darmstadt
  • Energieplanung: ina, Darmstadt
  • E-Planung: EPL, Wiesbaden
  • Freiflächenplanung: opus Architekten/loek Angela Bezzenberger, Darmstadt

Gymnasium Frankfurt-Nord, Frankfurt am Main

  • Bauherr: Stadt Frankfurt Amt für Bau und Immobilien
  • Architektur: raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH in ARGE mit SPREEN Architekten
  • Tragwerk: merz kley partner ZT GmbH
  • Landschaftsplanung: Pfrommer + Roeder
  • Elektrotechnik: Planungsbüro Beikirch
  • Versorgungstechnik: IPP technische Gesamtplanung AG
  • Brandschutz: Wagner + Zeitter Bauingenieure GmbH

Der Holzhut – Firmenzentrale und Betriebsstätte, Rottenburg-Ergenzingen

  • Bauherr: Hald & Grunewald GmbH
  • Architektur: rundzwei Architekten BDA

Wohn- und Geschäftshaus Buggi 52, Freiburg

  • Bauherr: IG Klösterle
  • Architektur: Weissenrieder Architekten BDA
  • Holzbaustatik: Die Holzbauingenieure GmbH, Titisee-Neustadt
  • Holzbau GU: Holzbau Bruno Kaiser GmbH, Bernau
  • Brandschutz: Jörg Nönninger Freiburg und Bauart, München
  • Massivbaustatik: Albrecht und Schneider, Freiburg
  • Außenanlagen: Freisign, Freiburg

Woof & Skelle: Gebäudeensemble für soziales Wohnen & Kita, Bremen

  • Bauherr: Bremer Heimstiftung, vertreten durch: Bremer Stiftungs-Service
  • Architektur/Brandschutz/Energie: ZRS Architekten
  • Tragwerksplanung/Schallschutz: ZRS Ingenieure
  • Landschaftsplanung: RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten
  • Städtebaulicher Entwurf: De Zwarte Hond
  • Ausführung Holzbau: Holzbau Brockhaus
  • Ökobilanzierung: Natural Building Lab, Technische Universität Berlin

 

Deutscher Nachhaltigkeitspreis
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist die nationale Auszeichnung für Spitzenleistungen der Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Kommunen und Forschung. Mit acht Wettbewerben (darunter der Next Economy Award für „grüne Gründer:innen“), über 1.200 Bewerbern und 2.000 Gästen zu den Veranstaltungen ist der Preis der größte seiner Art in Europa. Die Auszeichnung wird vergeben von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. Rahmen für die Verleihung ist der Deutsche Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf, die meistbesuchte jährliche Kommunikationsplattform zu den Themen nachhaltiger Entwicklung.

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. 
2007 gegründet, ist die DGNB heute mit über 2.000 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude, Innenräume und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht. Über die Fort- und Weiterbildungsplattform DGNB Akademie wurden zudem bereits mehr als 9.000 Personen in fast 60 Ländern zu Experten für nachhaltiges Bauen qualifiziert.

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