Top 3 Deutscher Nachhaltigkeitspreis Forschung 2020

Reallabor GO Karlsruhe – Ein Forschungsprojekt für und mit zu Fuß Gehenden

  

Hintergrund
Der Fußverkehr ist zwar ein elementarer Bestandteil im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung, wird jedoch häufig vernachlässigt. So gibt es bislang nur wenige, spezifische Forschungsergebnisse zu diesem Thema. Werden bspw. neue Maßnahmen gemeinsam mit Fußgängern entwickelt, so erfolgt dies in der Regel nur mit den Bewohner/innen eines Wohnquartiers. Dabei benutzen die meisten Bürger/innen auch viele Fußwege, die sich außerhalb ihres unmittelbaren Wohnumfelds befinden. So sind bspw. in der Innenstadt viel mehr Besucher/innen zu Fuß unterwegs als dort wohnen. Das „Reallabor GO Karlsruhe“ hat neue Wege erkundet, um Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, in die Maßnahmenplanung einzubinden. Weitere Informationen zum Projekthintergrund finden Sie hier.

Kurzbeschreibung des Projektes
Das Reallabor GO Karlsruhe, ein Projekt der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, setzt auf neue Partizipationsmöglichkeiten und Realexperimente, um den Fußverkehr zu fördern und diesen im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu gestalten. So haben Fußgänger/innen die Möglichkeit mittels digitaler Anwendungen wie interaktiven Postern, einer App oder Webanwendungen die aktuelle Verkehrssituation an verschiedenen Orten zu bewerten. Diese Beteiligung aller Fußgänger/innen in Karlsruhe trägt maßgeblich zur Problemanalyse und Planung neuer Maßnahmen bei, die zunächst in Form von zeitlich begrenzten Realexperimenten umgesetzt werden.

Damit wird die Bürgerbeteiligung zur Nutzerbeteiligung transformiert. Ein konkretes Beispiel ist die temporäre Plateauaufpflasterung und Einfärbung der Fahrbahn mit flächigen Mustern, um auf einen neu eingerichteten verkehrsberuhigten Bereich aufmerksam zu machen. Die Markierungen führten zu einer signifikanten Verlangsamung des Verkehrs und wurden von den Verkehrsteilnehmer/innen gut aufgenommen. Aufbauend auf den Erfahrungen des gut dokumentierten Experiments kann die Stadt nun kostenaufwändigere, fest installierte Maßnahmen planen. In einem anderen Realexperiment wurden Leitsysteme und Geschwindigkeitsanzeigen für den Radverkehr angebracht, um Zusammenstöße zwischen Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden.

Nominierungsbegründung der Jury
Das Reallabor GO Karlsruhe setzt praktikable und kostengünstige Maßnahmen zur Verbesserung des Fußgängerverkehrs ein, die in einem dynamischen Beteiligungsprozess entwickelt werden. Hierbei fasst das Projekt nicht nur einzelne Wohnquartiere in den Blick, sondern legt besonderen Wert auf Skalierbarkeit für das gesamte Stadtgebiet. Durch die Realexperimente können die Maßnahmen zunächst auf Herz und Nieren getestet werden, bevor eine große und möglicherweise kostenintensive Umstrukturierung erfolgt.