Das Projekt “Generalsanierung und Aufstockung Wohnhochhaus in Pforzheim” adressiert ein verbreitetes Problem des Gebäudebestands aus der Nachkriegszeit: den Umgang mit sanierungsbedürftigen Altbauten. Für das in den 70er Jahren erbaute Wohnhochhaus in zentraler Lage Pforzheims wurde unter dem Primat der "Ästhetischen Nachhaltigkeit" ein interdisziplinäres Generalsanierungskonzept erarbeitet.

Die energetische Sanierung geht einher mit der Erneuerung des haustechnischen Konzepts, einschließlich der Verwendung regenerativer Energien, aber auch dem Thema der Nachverdichtung, der Verbesserung der Wohnund der ästhetischen Qualität. So ist beispielsweise ein Absorber, der Heizwärme und Brauchwassererwärmung erzeugt, nicht sichtbar in die Fassade integriert. Photovoltaikmodule und eine Kleinwindkraftanlage auf dem Dach erzeugen erneuerbaren Strom aus eigenen regenerativen Quellen. Durch die Verwendung recyclingfähiger Baustoffe und den Verzicht auf Verbundkonstruktionen konnte bei der Generalsanierung und Aufstockung des Wohnhochhauses die eingesetzte graue Energie reduziert werden. Die Aufstockung ermöglicht die Integration einer anderen Wohnungstypologie in den Gebäudebestand mit offenen Grundrissen und großen Terrassen.

Zudem kann jede der bestehenden Wohnungen durch die Umwandlung der kleinen vorgehängten Balkone zu großen Loggien einen Zugewinn an Wohnqualität verzeichnen. Aufgrund der exponierten Stelle in der Stadt, gegenüber des Hauptbahnhofs von Pforzheim, wird das Wohnhochhaus, das bereits als Modellprojekt bei mehreren Förderprogrammen aufgenommen wurde, Botschafter in einer öffentlichkeitswirksamen Kommunikation für klimaneutrales Bauen und Sanieren. Überzeugend ist auch die nur moderate Anpassung der Mieten, denen gegenüber etwa 10 % der ursprünglichen Energiekosten bei erheblich gesteigertem Wohnkomfort stehen.

Das Projekt "Generalsanierung und Aufstockung Wohnhochhaus" zeigt in unaufgeregter, fast selbstverständlicher Weise den Umgang mit einem Wohnhochhaus, das den Anforderungen an zeitgemäßes Wohnen nicht mehr entspricht, aber gerade als kompaktes innerstädtisches Wohngebäude mit hoher Dichte an Wohnungen der Zersiedlung und Belastung aus Pendlerverkehr entgegenwirkt. Die Jury wählt das Wohnhochhaus auf Platz 1 des DGNB Preises "Nachhaltiges Bauen" aufgrund des ausgezeichneten und beispielhaften Beitrags zur nachhaltigen Stadtentwicklung und Erneuerung.

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Foto: Dietmar Strauß, bildermacher, architekturfotografie