Wie Unilever das erreichen und Vorbild für andere im Konsumgütersektor sein will, konnten wir in einem Interview mit Stefan Schulze-Hausmann mit Carolin Weber, Director Corporate Communications, Corporate Affairs & Sustainable Business DACH, erfahren.
Nicht zuletzt wegen des charismatischen CEO Paul Polman wurde Unilever zu einem weltweiten Vorreiter der Nachhaltigkeit im Konsumgütersektor. Aber Konkurrenz schläft nicht. Wie möchte Unilever die Nase vorne halten?
Carolin Weber:
Auf Nachhaltigkeit zu setzen ist keine Strategie, die sich von Jahr zu Jahr ändert – wie herausfordernd die Rahmenbedingungen auch sein mögen. Wir denken da langfristig. Mit der Einführung und Umsetzung des Unilever Sustainable Living Plans haben wir bereits vor über 10 Jahren die Grundlagen für ein nachhaltiges Geschäftsmodell gelegt. Unilever hat damit als eines der ersten Unternehmen weltweit Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie aufgenommen. Mit dem Unilever Compass haben wir 2021 eine Geschäftsstrategie eingeführt, in der Nachhaltigkeit vollständig integriert ist. Damit sind wir bestens für die Zukunft aufgestellt, denn Nachhaltigkeit wird nun in den Unternehmenszielen und nicht als separate Strategie geführt. Wir gehen mit dem Compass zudem einen Schritt weiter und übersetzen und erweitern bestehende Nachhaltigkeitsziele in ganz konkrete und zeitgebundene Pläne für die Kategorien, in denen wir tätig sind.
Nachhaltigkeit ist beides: Gemeinsames Ziel aller Hersteller – und Wettbewerbsvorteil. Verändert das ihre Branche, wenn man z.B. an Recycling, Ressourcenschonung, dem Kampf gegen Plastikmüll und faire Lieferketten geht?
Carolin Weber:
Wenn Unternehmen Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil sehen, kann das nur positiv sein – denn dann ist es für diese eine intrinsische Motivation, nachhaltiges Wirtschaften für das eigene Unternehmen voranzutreiben. Wenn das eine Veränderung der ganzen Branche bewirkt, erreichen wir unser Ziel. Am Beispiel unseres Engagements für eine Kreislaufwirtschaft lässt sich das gut sehen. Unilever setzt sich für eine Kreislaufwirtschaft ein, in der der Kunststoff vor allem aus so genanntem Post-Consumer-Recycling gewonnen werden soll, also aus den Kunststoffabfällen, die bei Endverbraucherinnen und Endverbrauchern zuhause und in Büros anfallen. Wo andere Unternehmen zunächst geringere Standards ansetzten, indem sie sich z.B. vor allem die Nutzung von Plastikabfällen aus dem industriellen Bereich fokussierten, waren wir immer einen Schritt weiter und haben so dazu beigetragen, die Kreislaufwirtschaft im Verpackungsbereich positiv zu beeinflussen.
Gibt es einen Bereich in dem Unilever Vorbild für andere Unternehmen sein will und kann?
Carolin Weber:
Die doppelten Herausforderungen des Klimawandels und der sozialen Ungleichheit – und alle Probleme, die sich daraus ergeben sind in den letzten Jahren noch tiefgreifender und dringlicher geworden. Die Führungsrolle, die Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen spielen können von unseren zahlreichen Stakeholdern so gefragt wie noch nie. Weil wir von der Kraft unserer Purpose-Brands überzeugt sind, haben sich unsere Kategorien spezifische Ziele gesetzt, die genau diese gesellschafts- oder umweltpolitischen Probleme adressieren – und, ganz entscheidend, die auch von ihnen beeinflusst werden können. Jede der Kategorien will ihren Bereich transformieren, neue Denkweisen etablieren und bestehende Standards hinterfragen. Unsere Home Care Kategorie hat sich mit der ‚Clean Future‘ Initiative zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf Rohwaren aus fossilen Kohlenstoffen komplett zu verzichten und auf biologisch abbaubare Inhaltsstoffe umzustellen. Im Bereich Nahrungsmittel macht sich das Unternehmen für die Gesundheit des Menschen und der Umwelt stark, indem sie pflanzliche Ernährung attraktiver macht, Alternativen zu Fleischprodukten anbietet. Im Bereich Beauty und Personal Care geht es darum, zu einer inklusiveren Gesellschaft beizutragen und Schönheitsideale zu verändern. Hier ist unsere Marke Dove seit langem Vorreiter.
Multinationaler als Unilever geht es kaum. Welche Bedeutung hat der Standort Deutschland für den Konzern über den Markt hinaus?
Carolin Weber:
Deutschland ist die Wiege der Marke Knorr – der wichtigsten Lebensmittelmarke innerhalb des Konzerns. Als solche hat die Marke eine große Bedeutung, wenn es darum geht, eines unserer wichtigsten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen: die Gesundheit von Mensch und Umwelt. Denn letztendlich geht es darum, was auf unseren Tellern landet. Zu viel Fleisch und immer nur das Gleiche zu essen, schadet nicht nur unserer Gesundheit, sondern auch dem Klima und der Umwelt.
Durch nachhaltig angebaute Zutaten und vielfältige Gerichte will die Marke es allen so einfach wie möglich machen, sich lecker und vielseitig zu ernähren – vor allem mit mehr Gemüse und weniger Fleisch.