Eine bunte Mischung aus Bestands- und Neubauprojekten unterschiedlicher Gebäudenutzungen sind unter den Nominierten für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur. Diese neun Projekte dürfen weiterhin auf die renommierte Auszeichnung hoffen:
Der Neubau des Montessori Zentrums mit den Nutzungen Sekundarschule und Kindergarten leistet einen architektonisch und gebäudetechnologisch relevanten Beitrag zum aktuellen Diskurs der Planung und Erstellung von Schulbauten. Das dreigeschossige Montessori Zentrum südlich der Bahngleise des Bahnhofes Nürnberg Ost mit 2983 m² wurde von Diezinger Architekten GmbH federführend geplant.
Zur ausführlichen JurybegründungSchulungsräume werden oft untergeordnet in großen Büro- oder Verwaltungsgebäuden untergebracht. Solitäre werden sie selten oder nie. Die Lehrhalle der Riedel Bau AG hat es zum kleinen Solitär in der typischen grauen Welt der Industriehallen geschafft. Im Betriebsgelände etwas versteckt verortet, umgeben von grauen Industrie-Kubaturen, asphaltierten Umfahrten und betonierten Lagerflächen springt sie uns regelrecht ins Auge, sobald sie in den Blick fällt.
Zur ausführlichen JurybegründungDie Funktionsgebäude von Sportanlagen sind häufig von großer Trivialität und eindimensionalen Bedarfen geprägt. Da machen auch Neuanlagen selten eine Ausnahme. Anders sieht es bei dem, vom Architekturbüro prosa entworfenen Sport- und Bildungscampus der Stadt Bürstadt aus. Sowohl die Gesamtanlage, die Nutzungskonzeption, als auch die klima- und umweltgerechte Bauweise sind vorbildlich geplant und ausgeführt. Das beginnt bei der aus Recyclingbeton hergestellten Bodenplatte, geht über die Brettschichtholzkonstruktion bis zum mehrschichtigen Außenwandaufbau mit Holzschindelverkleidung und Einblasdämmung aus Altpapier. Die Trennwände aus Stampflehm wirken sich positiv auf das Raumklima aus, minimiert akustische Störungen und wirkt als thermische Speichermasse. Alle Materialien sind sortenrein trennbar verwendet. Auf wartungsintensive Haustechnik ist weitgehend verzichtet worden. Dennoch ist der gesamte Campus klimaneutral, durch den Anschluss an ein Nahwärmenetz und eine aus PV-Strom gespeiste Grundwasserwärmepumpe.
Zur ausführlichen JurybegründungInsbesondere im Bereich Bildungsbau stellen Holzbauten als ressourcenschonende, CO2-bindende und zirkulären Bauweisen derzeit immer noch eine Ausnahme da. Hier werden wegweisende Beispiele gesucht, um eine nachhaltige Baukultur in konventionelle Planungs- und Genehmigungszusammenhänge zu bringen.
Zur ausführlichen JurybegründungMit dem Umbau der Johanneskirche im Leverkusener Stadtteil Manfort zu einer Kindertagesstätte leistet der Kirchenkreis Leverkusen der Evangelischen Kirche im Rheinland einen architektonisch und baulich relevanten Beitrag zur Konversion von entwidmeten denkmalgeschützten Kirchen. Die evangelische Johanneskirche des Architekten Otto Bartning war bei ihrer Einweihung 1954 einer der letzten Bauten aus dem "Notkirchenprogramm", das nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland aufgelegt wurde.
zweipink Pink Architekten haben dieses bedeutende Kirchengebäude ressourcenschonend und flexibel revitalisiert, indem sie das bestehende Gebäude geschickt nutzen und zu einer Kindertagesstätte umbauen.
Zur ausführlichen JurybegründungAls zentraler Ausstellungsbau der Landesgartenschau Wangen im Allgäu zeigt der Hybrid-Flachs-Pavillon auf, wie mit robotischer Fertigung aus bio-basierten, lokal verfügbaren Materialien materialeffiziente tragende Strukturen erstellt werden können. Das Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD) und das Institut für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen (ITKE) an der Universität Stuttgart haben mittels integrativer, computerbasierter Planungsmethoden, den weltweit ersten Hybrid aus Brettsperrholzplatten und Naturfaserkörpern entwickelt und realisiert.
Zur ausführlichen JurybegründungDas Integrative Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes e. V. in der Dresdner Johannstadt steht exemplarisch für die gelungene Transformation einer brachliegenden Industriefläche zu einem lebendigen Ort des sozialen Miteinanders. Unter der Planung von Alexander Poetzsch Architekturen BDA wurde das alte Fabrikgelände reaktiviert und mit größtmöglichem Respekt vor der vorhandenen Bausubstanz saniert und umgebaut. Die Vorgefundene Struktur wurde weitgehend erhalten, nur punktuell erweitert und aufgestockt. Die Geschichte des Gebäudes, das seit 1921 unter anderem als Schokoladen- und Marzipanfabrik wie auch als Autoteile- und Plattenwerk genutzt wurde, bleibt weiterhin erlebbar.
Zur ausführlichen JurybegründungIndustriebauten sind auch heute allzu oft immer noch das notwendige, unvermeidbare Übel: sie beanspruchen große Flächen auf der ‚grünen Wiese‘, sollen zu geringstmöglichen Investitionskosten errichtet werden und sparsam im Betrieb sein. Da bleibt vermeintlich wenig Gestaltungspielraum, um gut nutzbare Räume für die Mitarbeitenden zu schaffen, die auch einen architektonisch angemessenen Ausdruck und eine vertretbare Nachhaltigkeitsbilanz aufweisen.
Zur ausführlichen JurybegründungAls Teil der IBA Heidelberg (2012-2022) wurde das Collegium Academicum auf der Konversionsfläche eines alten US-Militärhospitals im Heidelberger Stadtteil Rohrbach errichtet. Es spielt eine Schlüsselrolle für die Wiederbelebung des für lange Zeit brachliegenden Stadtteils. Der Neubau befindet sich an strategischer Stelle, zur Erschließung des neuen Quartiergeländes und bildet ein Entrée für das neu entstehende Viertel, das sich mit dem bestehenden Stadtteil in nachbarschaftlicher Offenheit verbindet.
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